Bessere Arbeitsbedingungen für Lernende und Praktikant*innen, jetzt!
Aktuell beginnen viele Jugendliche in der ganzen Schweiz mit ihrer Lehrstelle. Mit dem Eintritt ins Berufsleben bekommen die meisten so auch ihren ersten Lohn - Doch hier gibt es zwischen aber auch innerhalb der Branchen enorme Unterschiede. Eine Lehre ist ein Ausbildungsverhältnis, doch Lernende übernehmen in der Regel bereits früh viel - wenn nicht zu viel -Verantwortung und von ihnen wird massiv viel Leistung und Bereitschaft abverlangt. Die Löhne von vielen Lernenden sind allerdings sehr tief, insbesondere (aber nicht nur) in klassischen “Frauenbranchen”, wie etwa bei Coiffeuren/Coiffeusen, Dentalassistent*innen, Florist*innen und vielen mehr.
Die Lohnempfehlungen für Lernende der Berufsverbände mancher Branchen sind schlicht unhaltbar tief. So wird für Coiffeusen/Coiffeure EBA im ersten Lehrjahr ein Lohn von 400-600.- empfohlen, obschon die Lernenden bereits viel Arbeit übernehmen. Ähnlich sieht es aus bei den Dentalassistent*innen aus, dort empfiehlt die Branche einen Einstiegslohn von 550.-
Die JUSO Schweiz hat intern und über die sozialen Medien nach Erfahrungen von Lernenden gefragt und zahlreiche Rückmeldungen von aktuellen und ehemaligen Lernenden erhalten, die von Tiefstlöhnen, prekären Arbeitsbedingungen und mangelnder Betreuung und Unterstützung in der Lehre berichteten. (bsp unten)
Nicht nur die tiefen Löhne, sondern auch die Arbeitsbedingungen stellen für viele Lernende ein Problem dar. So berichten einige von vielen Überstunden, Verantwortung für Aufgaben, für die sie nicht ausreichend vorbereitet oder begleitet wurden, sowie mangelnde Betreuung im Betrieb.
Für die JUSO Schweiz ist klar:
Die aktuellen Bedingungen sind nicht haltbar. Lernende müssen ausgebildet, fair entlohnt und angemessen betreut werden, anstatt als billige Arbeitskräfte eingesetzt zu werden. Neben den Betrieben steht auch der Staat in der Verantwortung zu ermöglichen, dass alle Menschen eine Ausbildung machen und ihren Lebensunterhalt bestreiten können.
Wir fordern:
- Einen verbindlichen, branchenübergreifenden Mindestlohn von 1000.- für Lernendeim 1. Lehrjahr-
- Genügend Betreuung innerhalb der Lehrbetriebe sowie ein ausgebautes Angebot an Anlaufstellen für Lernende
- Verstärkte Kontrollen der Einhaltung der Arbeitsbedingungen
- Verstärkte staatliche Investitionen in die Ausbildung und Unterstützung von Lernenden und Menschen in Aus- und Weiterbildungen
Um die Problematik weiter zu beleuchten und nach dem zahlreichen Feedback auf den bisherigen Aufruf auf Social-Media rufen die Jungsozialist*innen nun auf ihrer Website dazu auf, dass Lernende und Personen mit abgeschlossener Lehre die Missstände in ihren Betrieben sichtbar machen und anprangern.
Beispiel
Ich habe eine Lehre als Kosmetikerin gemacht und habe noch 2 Praktikum Jahre dazu gemacht, da ich meine Tochter im ersten Praktikumsjahr bekommen habe. Ich habe im Praktikumsjahr Jahr 350.- verdient. Im ersten Lehrjahr habe ich 500.- verdient und noch 200.- Kinderzulage. Ich musste auch meine eigenen Instrumente kaufen mit diesem Lohn. Die Arbeitsbedingungen wie auch der Lohn sind auch als ausgelernte Kosmetikerin sehr schlecht, aber in der Lehre umso mehr. Arbeitszeiten sind 9 Stunden und in der Lehre musste ich jeden Mittwoch "Freiwillig" 2 Stunden länger bleiben um Behandlungen zu üben. Diese waren unbezahlt. Ich habe im zweiten Lehrjahr Betriebe gewechselt, wo ich ein wenig besser verdient habe, aber trotzdem nicht genug. Auch da musste ich beispielsweise für die LAP mein Wochenende opfern und unbezahlt an einen Vorbereitungskurs. Vielfach werden die Lernenden in der Kosmetikbranche als billige Arbeitskraft, um das Geschäft zu putzen angestellt.
Magst du deine Erfahrungen auch mit uns teilen? Dann fülle unsere Umfrage aus: