Anlässlich ihrer Generalversammlung will die Ems Group Dividenden in der Höhe von fast 400 Millionen Franken an ihre Aktionär*innen ausschütten. Die Dividendenausschüttung folgt nach einem Pandemiejahr, in welchem sich das Unternehmen früh für die Entlassung von Angestellten entschied, statt Kurzarbeit einzuführen. Mit einer Aktion von Aktivist*innen vor dem Werkgelände der Ems-Chemie verurteilt die JUSO dieses Vorgehen und macht klar, dass mit ihrer 99%-Initiative solche Privilegien der Aktionär*innen bald ein Ende haben.
Die Ems Group hat heute ihre Generalversammlung in Ems (GR) abgehalten. Der Konzern nutzte die Gelegenheit, um eine saftige Dividende an seine Aktionär*innen auszuschütten. Dies nachdem das Unternehmen entschieden hatte, zu Beginn der Pandemie nicht auf Kurzarbeit zurückzugreifen und stattdessen einen Teil seiner Angestellten zu entlassen. Doch bevor die Aktionär*innen der Ems-Chemie über die Auszahlung ihrer Dividende abstimmen konnten, mussten sie sich einem Empfangskomitee der JUSO Schweiz stellen. Dieses bestand aus zahlreichen Aktivist*innen, die aus der ganzen Schweiz angereist waren, um die Situation anzuprangern. Für die JUSO-Präsidentin Ronja Jansen ist diese nämlich absolut empörend: "Es sind die Angestellten, die durch ihre Arbeit den Wert erwirtschaften, welcher dann als Dividenden an die Aktionäre ausgeschüttet wird. Zuerst Leute zu entlassen und danach eine saftige Dividende einstreichen - das ist dreist!”
Die Ems-Chemie ist ausserdem das Grossunternehmen mit dem kapitalfreundlichsten Verhältnis zwischen Dividende und Lohn in der Schweiz. Nur ein Drittel der vom Unternehmen ausbezahlten Gelder sind Löhne, während 2⁄3 auf Dividenden entfallen. "Anders ausgedrückt bedeutet dies, dass die Angestellten nur einen von drei Franken erhalten, die sie mit ihren eigenen Händen erarbeiten. Das ist einfach skandalös", sagt Ronja Jansen. An der Spitze der Ems-Chemie steht Magdalena Martullo-Blocher, SVP-Nationalrätin und vor allem Teil der viertreichsten Familie der Schweiz. Sie hält 30.3% der Ems-Aktien. Mit einem Vermögen von 8,3 Milliarden Franken belegt sie zudem den Platz 282 unter den Reichsten der Welt. Um ein solches Vermögen anzuhäufen, müsste ein Angestellter ihrer Firma rund 96.000 Jahre lang arbeiten. Das zeigt, wie absurd die Märchen sind, welche die rechten Parteien der Schweizer Bevölkerung ständig erzählen. Grosse Vermögen werden nicht durch harte Arbeit geschaffen. Sie sind das Ergebnis von Erbschaften und der Vermehrung bestehender Vermögen dank den Kapitaleinkommen bei Investitionen.
Die Aktivist*innen der JUSO Schweiz vor Ort waren auch in Ems, um ein Ende der Privilegien der Grossaktionär*innen anzukündigen. Heute müssen Aktionär*innen, die mehr als 10% der Aktien eines bestimmten Unternehmens besitzen, ihre Dividenden auf eidgenössischer Ebene nur zu 70% und auf kantonaler Ebene teilweise nur zu 50% versteuern. "Diese Steuerprivilegien müssen verschwinden. Es kann nicht sein, dass jemand, der arbeitet, sein gesamtes Einkommen versteuern muss, während Kapitaleinkommen ohne Leistung nur teilweise besteuert werden", so JUSO-Vizepräsident Nicola Siegrist. Die 99%-Initiative der JUSO, über die am 26. September abgestimmt wird, würde diesen Privilegien ein Ende setzen, indem hohe Kapitaleinkommen gerechter besteuert würden. "Die Party der Aktionär*innen ist bald vorbei", meint ein Aktivist dazu.
07.08.2021
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Nicola Siegrist (er)