Heiner Flassbeck: Ich halte diese Initiative für richtig und wichtig

31.10.2013

Mit Heiner Flassbeck spricht sich ein weiterer namhafter Ökonom für die 1:12-Initiative aus. Der ehemalige Chefökonom der UNCTAD hält die 1:12-Initiative für ein taugliches Rezept gegen Lohnexzesse. In einem heute veröffentlichten Working Paper kommt er zum Schluss, dass die grossen Lohnunterschiede ökonomisch gesehen schädlich sind. Er erklärt die Millionen-Gehälter der Topmanager damit, dass es eine Machtverschiebung bei der Aushandlung der Spitzenvergütungen gegeben hat. Dieser zu beobachtende Missbrauch von Marktmacht rechtfertigt laut Flassbeck ein Eingriff des Staates.

Nur Höchsteinkommen profitierten Die Einkommensverteilung hat sich in den wichtigsten Industrieländern in den letzten Jahren immer weiter zugunsten der hohen Einkommen verschoben. Auch in der Schweiz bleiben dabei die Einkommen der grossen Mehrheit der Bevölkerung hinter den Produktivitätsentwicklungen zurück.

Spitzenlöhne lassen sich nicht mit Produktivität des Management erklären
Die Produktivität des Managements ist nicht in der Art und Weise gestiegen wie deren Spitzenlöhne. Für entsprechende Behauptungen gibt es keinerlei empirischen Beleg. Das hat auch damit zu tun, dass in modernen Marktwirtschaften aufgrund der hohen Spezialisierung durch Arbeitsteilung die Produktivität der einzelnen Arbeitskraft nicht mehr zugerechnet werden kann. Die Folge der sich massiv öffnenden Lohnschere ist, dass die finanziellen Mittel nicht in Sachanlagen oder die Binnenwirtschaft fliessen, sondern stattdessen in spekulative Anlagen, was die Instabilität des Systems noch verstärkt.

Nationale Politik muss handelnNaturgemäss wäre eine Veränderung der verzerrten Einkommensverhältnisse auf globaler Ebene am effektivsten. Die Frage ist, ob angesichts einer fehlenden internationalen Instanz die nationale Politik handeln kann, ohne in Form wirtschaftlicher Sanktionen der global agierenden Unternehmen büssen zu müssen. Wichtige Aspekte deuten darauf hin, dass die negativen Rückwirkungen weit weniger gravierend sind als gerne von der Wirtschaft dargestellt.

Richtig und wichtigHeiner Flassbeck: "Ich halte diese Initiative für richtig und wichtig. Sie schafft ein Bewusstsein für einen offensichtlichen Missstand in der Schweiz und anderswo. Die grossen Lohnunterschiede sind ökonomisch gesehen schädlich und lassen sich nur mit einer Machtverschiebung erklären."

Für Rückfragen ist Heiner Flassbeck unter 0033 450 427 440 heute erreichbar.

Das Working Paper ist beim stv. Generalsekretär der SP Schweiz, Stefan Hostettler, erhältlich. ( [email protected], 031 329 69 63)