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Katholische Kirche: JUSO ruft zum Austritt auf & sieht Bundesrat in der Pflicht
Das Ausmass von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche ist heftig. Die JUSO verurteilt das jahrzehntelange systematische Vertuschen und Wegschauen der gesamten Institution zutiefst. Für die Jungpartei ist das ein Vertrauensbruch sondergleichen, der sich in eine lange Liste an Missständen reiht. Die JUSO fordert deshalb dazu auf, aus der katholischen Kirche auszutreten und stellt ein Formular zur Verfügung. Ausserdem soll Bundesrat Cassis beim Vatikan intervenieren und die Öffnung der Archive verlangen.
Die heute vorgestellten Ergebnisse aus der Pilotstudie zu Fällen sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche sind erschreckend. Über tausend Fälle wurden dokumentiert, doch dies ist wohl nur die Spitze des Eisbergs. Über Jahrzehnte hinweg wurden die Fälle vertuscht und die mächtigen Bischöfe haben sich gegen ernsthafte Untersuchungen gestellt. Die JUSO Schweiz verurteilt diesen Umgang mit sexualisierter Gewalt in den Reihen der katholischen Kirche zutiefst.
Vertrauen endgültig verspielt - nur der Austritt bleibt
Für die Jungsozialist*innen ist klar: die katholische Kirche hat ihr Vertrauen nun endgültig verspielt. Auch wenn nun erste Schritte unternommen werden, glaubt die Jungpartei aktuell nicht, dass die Kirche alle nötigen Schritte gehen wird. Die JUSO fordert deshalb Mitglieder der römisch-katholischen Kirche dazu auf, entsprechende Konsequenzen zu ziehen und ihre Mitgliedschaft zu beenden - mindestens bis die katholische Kirche bezüglich sexualisierter Gewalt konsequent aufgeräumt und sich bezüglich Frauen- und Queerfeindlichkeit grundlegend geändert hat. Sie hat dafür ein Musterschreiben auf ihrer Website bereitgestellt. Mirjam Hostetmann, Vizepräsidentin der JUSO Schweiz & selbst Katholikin sagt: “Die katholische Kirche hat einmal mehr versagt. Um zu zeigen, was man von dieser Vertuschung und vom Täterschutz hält, bleibt einzig und allein der Austritt aus dieser patriarchalen Institution!”. Wer hingegen Mitglied bleibe, habe die Pflicht, die Bischöfe in die Verantwortung zu ziehen. Hostetmann selbst vollzieht den Austritt noch diese Woche.
Bundesrat muss handeln
Auch die bereits beschlossenen Massnahmen reichen nicht zur Aufarbeitung der Vorfälle. Es braucht schweizweit einheitliche Massnahmen, Schulungen und Anlaufstellen, um bisherige Vorfälle konsequent aufzuarbeiten und zukünftige zu verhindern. Die JUSO fordert eine unabhängige Untersuchung gegen die beschuldigten Priester und Bischöfe. Bischof Bonnemain kann nicht glaubwürdig gegen andere Bischöfe untersuchen, wenn genau solche Interessenskonflikte jahrelang zu Vertuschung geführt haben.
Schlussendlich will die JUSO, dass der Bundesrat beim Vatikan interveniert. Dieser hat die Öffnung der Archive verweigert, obwohl dort Dokumente lagern, die in der Schweiz wohl vernichtet wurden. Nicola Siegrist, Präsident der JUSO Schweiz meint: “Hoffentlich liest Aussenminister Cassis heute die Zeitung, denn jetzt muss er beim Vatikan die Öffnung der Archive fordern!”