Studie zeigt: 4'400 Abzocker von 1:12 betroffen

04.10.2013

Das Konjunkturforschungsinstitut KOF der ETH Zürich und der Think Tank Denknetz entlarven mit zwei neuen Studien die Horrorszenario von Economie Suisse. Beide Studien kommen mit fundierten Schätzungen zu ähnlichen Ergebnissen. Erstens: Das KOF zeigt, dass die Lohnschere in den vergangenen Jahren deutlich aufgegangen ist, vor allem ganz oben wird immer mehr garniert - einzig die Finanzkrise hat den Anstieg der Toplöhne etwas gebremst. Zweitens: Die Folgen der 1:12-Initiative für Sozialversicherungen und Steuereinnahmen sind marginal. Im bestmöglichen Szenario ist die Gesamtwirkung sogar positiv, da die Umverteilung der Lohnsumme zur Ankurbelung des Konsums führt (dynamische Betrachtung).
4'400 Abzocker von 1:12 betroffenDie Studie der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich kommt zum Schluss, dass in 96.2% aller Schweizer Unternehmen die Lohndifferenz unter 1:8 liegt. Nur knapp 1300 Unternehmen wären betroffen, in ihnen rund 4400 Abzocker. Die Studie wiederlegt auch die Behauptung, es käme in der Folge der Annahme der Initiative zu einem faktischen Lohndeckel von 500'000 Franken. Die Forscher der ETH gehen von über 50% (und mehr) höheren Maximallöhnen aus.

Rückverteilung kurbelt Konsum anEin gestern veröffentlichtes Working Paper des Think Thanks Denknetz untersucht die mittel- und langfristigen Folgen der 1:12-Initiative. Die Autoren kommen zum Schluss, dass bei einer differenzierten Betrachtung nur 0.03% der Fiskalerträge wirklich betroffen wäre. Der Gesamteffekt der 1:12-Initiative über alle Staatsebenen liegt damit bei Steuern- und Sozialversicherungen zusammen zwischen Mindereinnahmen von 30 Millionen und Mehreinnahmen von 50 Millionen. Vor allem aber zeigt die Studie deutlich, dass die Initiative stark rückverteilend wirkt. Dazu David Gallusser, Mitautor der Studie: „Manager legen ihre Löhne heute weitgehend selber fest. Mit 1:12 können sie das nur noch tun, wenn sie auch die tiefsten Löhne mitberücksichtigen. Es ist deshalb plausibel anzunehmen, dass ein substantieller Anteil der Lohnsumme an die unteren und mittleren Löhne rückverteilt wird. Das würde auch den Konsum stärken."

Die KOF-Studie findet sich hier.
Die Denknetz-Studie steht hier zum download bereit.