Versicherungen finanzieren Rentenabbau

06.02.2024 - Mirjam Hostetmann

Versicherungen finanzieren Rentenabbau

Der Schweizerische Versicherungsverband (SVV) unterstützt die Renteninitiative der Jungfreisinnigen offiziell. Anlässlich der heutigen Jahresmedienkonferenz des SVV fordert die JUSO vom Verband endlich Transparenz zu schaffen: Wie viel Geld verdient die Branche mit der 2. und 3. Säule und viel investiert sie in die Rentenabstimmungen? Die JUSO stellt klar: Von der Annahme der Initiative würden Banken und Versicherungen auf Kosten der Allgemeinbevölkerung profitieren. Skrupellos wird die Kampagne wahrscheinlich mit unseren Versicherungsgeldern finanziert.

Der Schweizerische Versicherungsverband präsentiert an seiner heutigen Jahresmedienkonferenz die Bilanz des letzten Jahres. Der SVV und der Arbeitgeberverband der Banken gehören zu den offiziellen Unterstützer der Renteninitiative. Spätestens damit wird klar, wer von der Annahme der Initiative profitieren würde, nämlich die Banken und Versicherungen.
Durch die Schwächung der ersten Säule wird die Bevölkerung stärker in die zweite und dritte Säule getrieben. Die Finanzindustrie schöpft bereits heute jährlich 7 Mrd. Pensionskassengelder [1] direkt ab, laut Schätzungen kommen dazu noch ca. 12 Mrd. Transaktionskosten [2]. Durch die Gründung von neuen Pensionskassen mit überrissenen Verwaltungs- und Bearbeitungsgebühren werden die Versicherten regelrecht ausgenommen. Wenn die Pensionskassen schlecht performen, bezahlen die Versicherten, nicht aber die Profiteur*innen. “Die Versicherungen haben ein direktes Interesse an der Schwächung der ersten Säule, damit die Versicherten in zweiter und dritter Säule noch stärker ausgenommen werden können”, meint Mirjam Hostetmann, Vizepräsidentin der JUSO Schweiz. Dies zeigt sich auch an den Verwaltungskosten: in der AHV betragen diese pro Jahr 75 Franken pro Person, wobei die Kosten bei der 2. Säule pro Person 1’500 Franken ausmachen [3].
Währenddessen kassieren die CEOs und Verwaltungsratsmitglieder von Versicherungen gewaltige Saläre ab. So verdiente Michael Müller, Vorstandsmitglied SVV und CEO der Baloise Group Schweiz, im Jahr 2022 1.7 Mio. Franken [4]. Thomas Boyer, Vorstandsmitglied SVV und CEO der Groupe Mutuel, kam im letzten Jahr auf über 783’000 Franken [5].
Die JUSO fordert vom Schweizerischen Versicherungsverband die Offenlegung und Aufschlüsselung ihrer Profite mit der Altersvorsorge und die Bekanntgabe der Höhe der finanziellen Unterstützung für die Kampagne der Renteninitiative und gegen die 13. AHV-Rente. Damit die Versicherten von den Pensionskassen nicht mehr schonungslos ausgenommen werden, muss der Bund die Pensionskassen endlich angemessen regulieren und nicht das Eldorado der Finanzindustrie weiter ausbauen.
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Quellen

[1] Nottaris, Mario: Geschäft mit den Pensionskassen. So profitiert die Finanzindustrie, SRF news, [https://www.srf.ch/news/wirtschaft/geschaeft-mit-der-pensionskasse-so-profitiert-die-finanzindustrie-von-pk-versicherten],18.05.2022.
[2] Fagetti, Andreas: 20 Milliarden gehen an die Banken, in: WOZ (Nr. 45), [https://www.woz.ch/2245/berufsvorsorge/berufsvorsorge-zwanzig-milliarden-gehen-an-die-banken/!VX06JYW4A90Q], 10.11.2022.
[3] Blumer, Claudia: Linker Vorwurf. Zocken die Pensionskassen die Versicherten ab? in: 20min online, [https://www.20min.ch/story/linker-vorwurf-zocken-pensionskassen-die-versicherten-ab-689413489312], 13.03.23
[4] Baloise, Geschäfstbericht 2022, [https://www.baloise.com/dam/jcr:3c7a3cb0-1551-457e-8a89-6f5d4eb286a6/geschaeftsbericht_bg_2022.pdf]
[5] Biber, Pascal: Hohe Löhne für Krankenkassenchefs auf dem Prüfstand, in: SRF news, rf.ch/news/wirtschaft/steigende-praemien-hohe-loehne-fuer-krankenkassen-chefs-auf-dem-pruefstand#:~:text=Hohe%20Chef-Löhne&text=An%20zweiter%20Stelle%20rangiert%20Thomas,Sonderegger%20mit%20750'880%20Franken , 21.09.23.