Wir verteidigen weiterhin das Recht auf Schwangerschaftsabbruch!

24.05.2022

Die JUSO Schweiz und die SP Frauen haben heute am 24. Mai eine gemeinsame Pressekonferenz anlässlich des 20 Jährigen Jubiläums der Fristenlösung in der Schweiz durchgeführt. An der heutigen Veranstaltung haben acht Frauen von ihren Erfahrungen mit Schwangerschaftsabbrüchen berichtet: Frauen - ärztinnen, Aktivist*innen und Frauen, die selber eine Abtreibung erlebt haben. Ihre Geschichten zeigen: Die Fristenlösung ist das Resultat eines harten Kampfes, der auch heute noch täglich weitergeführt werden muss. Das Stigma und der Druck zu Gebären sind noch heute eine grosse Belastung für viele Betroffene. Konservative Fundamentalist*innen stellen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch zudem immer wieder in Frage, auch in der Schweiz, wo SVP-nahe Kreise entsprechende Initiativen lanciert haben. D abei ist klar: Schwangerschaftsabbrüche sind kein Randphänomen, sie gehören zur Lebensrealität von unzähligen Menschen, allein in der Schweiz werden jährlich rund 11 000 Schwangerschaften abgebrochen. Mit der Pressekonferenz wollen die beiden Parteien und die Referent *innen dazu beitragen, das Thema zu Entstigmatisieren und Wege aufzuzeigen, wie die Lage der Betroffenen verbessert werden kann.

Am 2. Juni 2002 hat die Schweizer Stimmbevölkerung die Fristenlösung angenommen. Seither sind Schwangerschaftsabbrüche bis zur 12. Woche straffrei möglich. Die Feministin und pensionierte Ärztin Theres Blöchlinger erklärte an der Pressekonferenz den grossen Fortschritt, den die Fristenlösung damals bedeutete: «Bevor die Fristenlösung 2002 eingeführt wurde, benötigte ich ein psychiatrisches Gutachten, um überhaupt eine Abtreibung durchführen zu können. Allein dies zu bekommen, war nicht immer einfach.» Die feministische Aktivistin Zita Küng berichtete über den harten Kampf rund um die Einführung der Fristenlösung: «Wir wurden konfrontiert mit dem Vorwurf, wir seien Kindsmörderinnen, uns wurden schwimmende Föten in Gläsern vorgehalten, wir wurden als Egoistinnen beschimpft.»

Dem Kampf der mutigen Feminist*innen von damals ist es zu verdanken, dass der Weg zum Schwangerschaftsabbruch heute für viele Frauen weniger beschwerlich geworden ist und sie sich nicht länger dem lebensbedrohlichen Gesundheitsrisiko eines illegalen, gewaltsamen Eingriffs aussetzen müssen. Denn die Geschichte zeigt: Schwangerschaften werden abgebrochen, egal wie die Gesetzeslage ist. Trotzdem sind Anfeindungen und Stigmatisierung leider noch heute an der Tagesordnung und Menschen, die ihre Schwangerschaft abbrechen erhalten noch immer nicht die Unterstützung, die in solchen belastenden Situationen nötig wären.

Aline Banz, hat abgetrieben und berichtete an der Pressekonferenz von subtilen Vorwürfen und Vertröstungen im Rahmen ihres Schwangerschaftsabbruchs: «Ich fordere, dass keiner Frau mehr gesagt wird, dass SIE wohl einen Fehler gemacht hat.» Auch die feministische Aktivistin Rebecca Büchi gab Einblick in ihre persönliche Erfahrung und stellte klar: «Wir schulden niemandem die Gründe für unsere Entscheidungen, wir schulden niemandem ein «nochmal-drüber-schlafen» denn wir alle haben bedingungslos das Recht selbstbestimmte Entscheidungen über unsere Körper treffen zu können.

Die JUSO und die SP Frauen danken allen mutigen Frauen, die an der Pressekonferenz ihre Geschichte geteilt haben. Der Kampf um das Recht auf Schwangerschaftsabbruch hat mit der Fristenlösung einen Meilenstein erreicht, doch der reale Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen muss trotzdem jeden Tag weiter erkämpft und verteidigt werden, gegen Angriffe von konservativen Fundamentalist*innen aber auch gegen das grosse Stigma mit dem das Thema noch immer belegt ist. Für die JUSO und die SP Frauen ist klar: Um das zu ändern, müssen wir Schwangerschaftsabbrüche endlich enttabuisieren und die Unterstützungsangebote für Betroffene massiv verbessern. Dazu braucht es eine Sensibilisierung des gesammten Gesundheitspersonals, welches Menschen bei Schwangerschaftsabbrüchen betreut, sowie mehr Zeit für die Angestellten um sich angemessen um die Betroffenen zu kümmern. Mehr Sensibilisierung ist zudem auch in Schulen nötig, wo Schwangerschaftsabbrüche vertieft im Sexualkundeunterricht behandelt werden sollten. Des Weiteren braucht es mehr finanzielle Unterstützung für vom Bund anerkannte Beratungsstellen, damit das Feld nicht Fundamentalist*innen überlassen wird, die Frauen zum Gebären drängen. Dabei muss auch die Beratung in Nicht-Landessprachen gefördert werden und die allenfalls nötige psychologische Betreuung nach Schwangerschaftsabbrüchen muss gewährleistet sein. Zuguterletzt muss verhindert werden, dass Menschen durch finanzielle Gründe von einem sicheren Schwangerschaftsabbruch ferngehalten werden, dazu müssen Schwangerschaftsabbrüche von der Franchise ausgenommen werden.