Die Herausforderung annehmen - Wider die Neandertalisierung der Bildung

11.10.2008

Verabschiedet von der Delegiertenversammlung der JUSO Schweiz Liestal, den 11. Oktober 2008

Das 15-Punkte Programm der JUSO Schweiz zur kommenden Auseinandersetzung in der Bildungspolitik – Eckpunkte für eine Bildung der Moderne

Die SVP Schweiz hat den SchülerInnen und Lehrlingen der Schweiz den Fehdehandschuh hingeworfen. Die Volksschule soll abgeschafft und der gesellschaftliche Fortschritt der letzten fünfzig Jahre zurückgedreht werden – mit einem Wort, die Bildungslandschaft der Schweiz soll neandertalisiert werden. Die SVP bedient sich bei ihren Vorstellungen für die Bildungspolitik an Modellen aus dem vergangenen Jahrtausend und an den Schulsystemen totalitärer Staaten. Ausserdem sind ihre Vorschläge für die SchülerInnen und Lehrlinge brüskierend und beleidigend. Die JungsozialistInnen (JUSO) Schweiz sind nicht bereit, dies einfach so hinzunehmen. Wir nehmen die Herausforderung der Ewiggestrigen an und stellen uns auf die Seite der SchülerInnen, der Lehrlinge und der Lehrkräfte. Sie leisten alle zusammen seit Jahren hervorragende Arbeit. Diese soll mit den folgenden zwölf Reformvorschlägen weiter verbessert werden:

1. Bewertungssysteme mit Noten werden in der gesamten Volksschule und der Berufsausbildung abgeschafft. Sie werden durch qualitative Beurteilungen abgelöst. Die SVP fordert: So viel Willkür wie möglich durch undurchsichtige Bewertungen ohne klare Kriterien.

2. Für Lehrlinge wird ein einheitlicher Mindestlohn von mindestens Sfr. 1500 netto pro Monat im ersten Jahr eingeführt. Dieser ist mit den absolvierten Ausbildungsjahren obligatorisch zu erhöhen. Es wird zumindest ein Teil der Kosten vom Ausbildungsbetrieb übernommen. Es sind in der ganzen Schweiz Berufsbildungsfonds anzustreben. Die SVP fordert: Leistungslöhne für Lehrlinge. Junge als billige und hörige Arbeitskräfte.

3. Die Stipendien für Lehrlinge und Studierende werden national vereinheitlicht. Sie garantieren mindestens das Existenzminimum. Schule und Studium sind grundsätzlich kostenlos. Die SVP fordert: Ein Studium sollen sich nur die Söhne und Töchter der Oberen 10'000 leisten können.

4. Das Lehrerpersonal muss zur Entlastung des/der Einzelnen massiv aufgestockt und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Zudem wird die Klassengrösse auf maximal 20 SchülerInnen gesetzt. Die SVP fordert: Arbeitsbedingungen der LehrerInnen zerstören, für die SchülerInnen aus dem normalen Volk sind auch unmotivierte und schlecht ausgebildete LehrerInnen gut genug.

5. Die Möglichkeit eine Klasse zu wiederholen wird abgeschafft - stattdessen werden die SchülerInnen in allen Fächern in Niveaugruppen und mit individuell angepassten Lernplänen unterrichtet. Die Klassenverbände mit verschiedenen Niveaugruppen bleiben erhalten. Die SVP fordert: Alle über einen Strang schlagen, lernschwache SchülerInnen möglichst schnell aussondern.

6. Die Zwei- und Dreigliedrigkeit der Oberstufe wird schweizweit abgeschafft. Alle Niveaugruppen werden unter einem Dach vereint und von den gleichen Lehrpersonen unterrichtet. Die SVP fordert: Die institutionalisierte Zweiklassenbildung.

7. Körperlich behinderte MitschülerInnen werden im Idealfall integrativ im „normalen“ Klassenverband unterrichtet. Lerneinrichtungen für behinderte Menschen werden in die bestehenden Immobilien der Volksschule integriert. Die SVP fordert: Die Abschiebung behinderter Mitmenschen. Möglichst so weit weg, dass man sie nicht mehr sieht.

8. Die Schweiz kennt ein einziges Schulmodell. Der Bund erarbeitet zusammen mit der EDK einheitliche Lernziele für die Volksschule, die Gymnasien und die Berufsschulen. Diese werden durch kantonsspezifische Module ergänzt (Kantonale Geschichte, Sprache, etc.). Die SVP fordert: 26 verschiedene Rahmengesetzgebungen und hunderte verschiedene Unterrichtsziele – je nach Lust und Laune der LehrerInnen.

9. Eine Klasse wird gleichzeitig von mehreren Lehrpersonen unterrichtet. Diese arbeiten mit den SchülerInnen zusammen. Auf Strafen wird wann immer möglich verzichtet. Die SVP fordert: Die Wiedereinführung des straffen Klassenverbandes – so, wie man es aus der Armee kennt.

10. Der Anteil männlicher Lehrpersonen in der Primarschule ist gezielt zu erhöhen, genauso wie der Anteil weiblicher Lehrpersonen in der Oberstufe und den Gymnasien und in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern. Die SVP fordert: Möglichst alle Frauen wieder zurück an den Herd. 1

11. Lehrpersonen aller Schulstufen (Eingangsstufen/Kindergarten, obligatorische Volksschule, Gymnasium) werden nach den gleichen Kriterien und den gleichen Ansätzen entlöhnt. In der Übergangsphase sind insbesondere die Löhne der KindergärtnerInnen und RealschullehrerInnen anzuheben. Die SVP fordert: Nur die Professoren und Doktoren sollen gut verdienen!

12. Es wird eine nationale Gesetzgebung zur Verankerung der demokratischen Mitsprache der SchülerInnen und Lehrlinge erarbeitet. Ab Ebene der Oberstufen und Berufsschulen sind gewählte SchülerInnen- und Lehrlingsparlamente an den einzelnen Schulen und gesamtkantonal obligatorisch. Die SVP fordert: Schweigen, zuhören, sinnloses Auswendiglernen und nötigenfalls ein paar Schläge auf den Hintern.

13. Jegliche Beteiligung privatwirtschaftlicher Akteure am Leben und Wirken der Volksschule und der Gymnasien wird verboten. Darunter fallen auch privatwirtschaftliche Praktika für angehende LehrerInnen. Die SVP fordert: LehrerInnen durch effiziente Abzocker aus der Privatwirtschaft ersetzen.

14. Privatschulen im Rahmen der obligatorischen Volksschule und die freie Schulwahl werden verboten. Die Volksschule wird eine Ganztagesschule. Die SVP fordert: Die Volksschule abschaffen, Bildung nur noch für die Reichsten.

15. Das Tragen religiöser Symbole wird für Lehrpersonen an der Volksschule, an Gymnasien und Berufsschulen verboten. Schuldispense aus religiösen Motiven sind nicht zulässig. Die SVP fordert: Kruzifixe in alle Schulzimmer, andere Religionen diffamieren und dämonisieren.