Die Problematik von Student*innenverbindungen

21.02.2023

Resolution verabschiedet an der Jahresversammlung der JUSO Schweiz vom 18. und 19. Februar 2023 in Bern (BE)

In der Schweiz gibt es aktuell 530 Student*innenverbindungen. In diesen 530 Student*innenverbindungen findet man alles, von kleinen gemischten Sportverbindungen zu elitären und traditionalistischen Verbindungen. Die grössten Schweizer Studentenverbindungen, der schweizerische Zofingerverein und die schweizerische Studentenverbindung Helvetia sind ausschliesslich für Männer geöffnet. Wie genau diese Verbindungen aufgebaut sind, wer Mitglied ist und worin ihre Aktivitäten bestehen ist schwer herauszufinden; klar ist aber: in diesen Studentenverbindungen unterstützen sich meist wohlhabende cis Männer gegenseitig und bilden ein lebenslanges Netzwerk, um ihre Privilegien in der patriarchalen Gesellschaft zu erhalten. Dazu pflegen sie Vereinsaktivitäten wie gemeinsame Saufgelage oder Fechtkämpfe als Aufnahmeritual. Die grossen Studentenverbindungen beschreiben sich selbst als apolitisch, dennoch standen sie in der Vergangenheit den konservativen Parteien nahe und unterstützen aktuell mehrheitlich ein bürgerlich-liberales Gedankengut.

In diesem Kontext wird auch von sogenannten “boys clubs” gesprochen. Ein “boys club” bezeichnet ein informelles System, in dem sich cis Männer mit ähnlichem sozialen oder Bildungshintergrund gegenseitig in geschäftlichen oder persönlichen Angelegenheiten helfen. Durch die grossen schweizer Studentenverbindungen werden solche “boys clubs” einfach formalisiert und langfristig gesichert. Die Problematik geht jedoch weit über Studentenverbindungen hinaus, denn “boys clubs”, Männerseilschaften und ähnliche Netzwerke sind ein weitverbreitetes gesellschaftliches Phänomen als Folge des Patriarchats.

Besonders problematisch ist das Verhältnis von Studentenverbindungen zu den Führungsstrukturen von Universitäten und Hochschulen. Es kommt nicht selten vor, dass Professoren oder Dekanatsmitglieder selbst Mitglied von Studentenverbindungen sind. Das fördert eine “Vetterliwirtschaft” an Universitäten und Hochschulen und kann auch zur Privilegierung von Studentenverbindungen führen. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass durch diese Netzwerke Student*innen illegitimerweise gefördert werden. Es ist deshalb dringend an der Zeit, dass diese Verbindungen genauer untersucht werden und die Universitäten und Hochschulen Massnahmen ergreifen, um die negativen Auswirkungen auf ein Minimum zu begrenzen.

Darum fordert die JUSO:

  • Untersuchungen an Universitäten und Hochschulen bezüglich Kultur und Schädlichkeit von Student*innenverbindungen und entpsrechend folgende Massnahmen.