Konversionsmassnahmen (SOGIECE) verbieten!

23.04.2024

​​​​​​​Resolution verabschiedet an der Delegiertenversammlung der JUSO Schweiz vom 21. April 2024 in Frauenfeld

1. Ausgangslage

Massnahmen zur Verhinderung von nicht normkonformen Geschlechtsidentitäten und -ausdrucksformen sowie der sexuellen Orientierung[1] sind in der Schweiz national nicht gesetzlich verboten. Dies, obwohl es schon seit längerem Forderungen von verschiedenen Organisationen, Parteien und Fachpersonen gibt. Im Parlament wurde sowohl eine Standesinitiative des Kanton Luzern, sowie des Kanton Basel-Stadt mit der Forderung eines Verbots von Konversionsmassnahmen abgelehnt. Grund sei vor allem das Abwarten eines Berichtes über die Verbreitung von Konversionsmassnahmen, welcher mittels Postulat vom Bundesrat gefordert wurde. Auch wenn es sich hierbei bloss um eine Aufschiebung des Problems und eine Ausrede handelt, sich der Thematik zu widmen, ist spätestens jetzt die Zeit zu handeln. Im März 2024 wurde nämlich erstmals eine breitere Umfrage zu SOGIECE veröffentlicht:

Im Jahr 2023 hat das “Swiss LGBTIQ+ Panel” eine Umfrage mit 2473 Befragten aus allen Kantonen der Schweiz durchgeführt. Diese kommt zu den Ergebnissen, dass “9.5% der teilnehmenden Mitglieder sexueller Minderheiten und 15.5% der Mitglieder geschlechtlicher Minderheiten an Versuchen teilgenommen haben, ihre sexuelle Orientierung und/oder Geschlechtsidentität zu ändern oder zu unterdrücken.”[2]

Gezielte Massnahmen zur Veränderung der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität sowie des geschlechtlichen Ausdrucks sind demnach nicht nur weltweit, sondern auch in der Schweiz weit verbreitet. Dieser Umstand ist fatal, da SOGIECE eine nachweislich schädliche Wirkung auf die Gesundheit von Betroffenen haben. So kann SOGIECE eine allgemeine Verschlechterung der psychischen Gesundheit, bis hin zu Depressionen und Suizidalität zur Folge haben. Studien zeigen beispielsweise, dass das Suizidrisiko von Betroffenen nach SOGIECE bis um das Fünffache ansteigen kann. Das Verbot von Konversionsmassnahmen ist aus medizinischer Sicht also dringend erforderlich.

2. Forderungen

Die JUSO Schweiz stellt sich entschieden gegen jegliche Formen von SOGIECE und fordert folgende Punkte, um diese nachhaltig zu verhindern:

  • ein schweizweites gesetzliches Verbot von SOGIECE,
  • eine Ausweitung des bestehenden strafrechtlichen Verbotes der Diskriminierung und des Aufrufs zu Hass aufgrund der sexuellen Orientierung auf geschlechtliche Identität,
  • Information und Weiterbildung in schulischen und außerschulischen Bereichen zu LQBTQIA+ Lebensweisen für die ganze Bevölkerung,
  • die Einrichtung einer offiziellen Meldestelle mit spezialisiertem Hilfsangebot für Opfer von SOGIECE.

[1] Zur Abkürzung wird im Folgenden von SOGIECE („sexual orientation, gender identity and expression change efforts“) gesprochen. Auf den sehr oft benutzten Begriff “Konversionstherapie” wird bewusst verzichtet, da es sich bei dieser weder um ein indiziertes noch um wissenschaftlich anerkanntes Verfahren handelt.

[2] https://swiss-lgbtiq-panel.ch/reports_d/?lang=de