Pharma in der Schweiz: Verstaatlichung als Antwort auf die Krise!

08.09.2025

Resolution verabschiedet an der Delegiertenversammlung der JUSO Schweiz vom 07.09.2025 in Baden (AG)


Zurzeit sind in der Schweiz über 500 Medikamente nicht mehr erhältlich – eine Folge einer seit Jahren zunehmenden Knappheit.[1] Diese katastrophale Situation hat in einem Drittel der gemeldeten Fälle direkte Auswirkungen auf die Gesundheit der Patient*innen. Obwohl bürgerliche Medien, als auch die Profiteur*innen dieses Sektors behaupten, diese Situation sei auf Lieferprobleme zurückzuführen, ist die Ursache des Problems jedoch klar: Es ist die kapitalistische Jagd nach kurzfristigem Profit!

Die aktuelle Knappheit ist somit kein Zufall, sondern bewusst verursacht. Sie ist die Folge eines Patentsystems, das auch im Gesundheitssystem auf die Logik von Angebot und Nachfrage beruht, sowie der extrem hohen Dividenden für Aktionär*innen. Dieses System wird von den Bürgerlichen aufrechterhalten, mit vollem Bewusstsein für dessen Folgen. Denn viele von ihnen haben selbst materielle Interessen daran dieses System aufrecht zu erhalten, da sie durch Lobbying nicht die Interessen der Patient*innen, sondern der Krankenkassen vertreten.[2]

Angesichts dieser Medikamenten Knappheit haben sich Teile der freiberuflichen Gesundheitsfachpersonen sowie eine Vielzahl von Verbänden und Pharmalobbys, darunter das „Bündnis Freiheitliches Gesundheitswesen“, für ein Initiativprojekt („Ja zur medizinischen Versorgungssicherheit“) zusammengetan, das unter anderem Investitionen des Bundes in den Pharmasektor fordert. Doch dabei handelt es sich erneut um eine Methode, die Profiteur*innen im Gesundheitswesen mit öffentlichen Geldern für das reichste 1% zu unterstützen. Hinter diesem „Bündnis“[3] stehen Privatkliniken wie Hirslanden und das Genolier Swiss Medical Network sowie Krankenkassen – sie alle bieten keine effektive Lösung für das Problem.

Das genaue Gegenteil davon wäre die einzig tragfähige und würdige Lösung für die Mehrheit der Bevölkerung: eine Verstaatlichung der Pharmaindustrie – von der Forschung bis hin zur Medikamentenproduktion. Diese Verstaatlichung darf sich nicht nur auf Sandoz beschränken, wie es die SP vorschlägt, sondern muss die gesamte Industrie betreffen[4]! Wie wir aktuell an der Zollpolitik der Trump-Administration sehen, die bereits eine Abwanderung der Schweizer Pharmaindustrie einleiten: Solange unsere Produktion in privaten Händen liegt, ist der Zugang zu Medikamenten in der Schweiz gefährdet. Diese Abwanderung wird zudem unweigerlich zu Arbeitsplatzverlusten und höchstwahrscheinlich auch zu steigenden Kosten führen.

Eine Verstaatlichung hingegen würde eine sichere und konstante Versorgung gewährleisten. Mit einer zentralisierten nationalen Organisation wäre es ausserdem möglich, Forschungsbemühungen zu koordinieren, Grössenvorteile zu erzielen und die Preise durch den Verzicht auf Aktionär*innen und deren Dividenden zu senken. So könnten wir Medikamente kostengünstiger herstellen und gleichzeitig die Kontrolle über Produktion und Reserven behalten. Die Lösung dieser Knappheit liegt also im Aufbau eines Systems, das nicht auf Profitmaximierung beruht, sondern auf Vergesellschaftung im Gesundheitswesen.

Deshalb fordert die JUSO Schweiz:

  • Die Enteignung und vollständige Verstaatlichung des Pharmasektors – und allgemein des gesamten Gesundheitswesens – zugunsten der 99 %;
  • Die Abschaffung der Patente;
  • Eine durch den Bund gesicherte Medikamentenversorgung mittels verstaatlichter Produktion und langfristiger Planung zur Vermeidung künftiger Engpässe;
  • Grossaktionär*innen sowie die Führungen der Pharmaindustrie und Krankenkassen müssen für ihre Verbrechen gegen das öffentliche Gesundheitswesen zur Rechenschaft gezogen werden

[1] La Suisse fait face à une pénurie sans précédent de médicaments. (2025, juillet 20). [infoSport]. rts.ch. https://www.rts.ch/info/sante/2025/article/penurie-de-medicaments-en-suisse-500-traitements-indisponibles-28948341.html

[2] Pas moins de 90 parlementaires défendent des intérêts dans le secteur de la santé. (2023, octobre 1). [infoSport]. rts.ch. https://www.rts.ch/info/suisse/14356574-pas-moins-de-90-parlementaires-defendent-des-interets-dans-le-secteur-de-la-sante.html

[3] Mitglieder (o.D.) abgerufen am 13.August unter: https://www.freiheitlichesgesundheitswesen.ch/de/ueber-uns/mitglieder/

[4] Quiquerez, F. (2021, novembre 6). Le Parti socialiste propose de nationaliser Sandoz. 24 heures. https://www.24heures.ch/le-parti-socialiste-propose-de-nationaliser-sandoz-942446801491