WM 2022 in Katar boykottieren!

21.06.2021

WM 2022 in Katar boykottieren!

Resolution verabschiedet an der Delegiertenversammlung vom 19. Juni 2021, Wettingen AG

Mehr als 6’500 Menschen sind beim Bau der Stadien für die WM in Katar seit der Bekanntgabe des Gastgeberlandes gestorben. Die grosse Mehrheit davon sind Arbeitskräfte aus asiatischen Ländern wie Indien, Nepal, Bangladesh, Pakistan und Sri Lanka. Die Dunkelziffer an Toten dürfte noch beträchtlich höher sein, da gewisse Länder nicht in die Statistik miteinbezogen wurden.

Zahlreiche Berichte haben aufgezeigt, unter welchen unmenschlichen Bedingungen die Arbeiter*innen in Katar an den Stadien arbeiten müssen. Sie werden mit grossen Werbekampagnen in das Land gelockt, mit dem Versprechen, viel Geld zu verdienen. Wenn sie dort sind, werden ihnen von den Konzernen die Pässe abgenommen, sodass sie nicht mehr ausreisen oder den Konzern wechseln können. Dies wird ermöglicht durch das sogenannte Kafala-System. Dieses System kommt neben Katar auch in anderen Golfstaaten zum Zug und besagt, dass Arbeiter*innen nur in das Land einreisen dürfen, wenn sie einen “Sponsor” haben. Dieser Sponsor ist in der Regel der Arbeitgeber, was zu einer starken Abhängigkeit führt, denn ohne das Einverständnis des Sponsors dürfen Arbeiter*innen ihren Arbeitsplatz nicht wechseln oder das Land verlassen. Ausserdem kann der Arbeitgeber die Beschäftigung jederzeit auflösen und den Arbeitenden damit die Aufenthaltsberechtigung entziehen. Der Willkür ihres Arbeitgebers ausgesetzt werden sie gezwungen, in der brütenden Sonne ohne Pause in teils schwindelerregenden Höhen ohne Schutzausrüstung zu arbeiten. Sie wohnen in miserablen Unterkünften mit katastrophalen Hygiene-Zuständen. Häufig wird ihnen ihr Lohn nicht ausgezahlt, wogegen sie jedoch so gut wie nichts tun können, da die Konzerne die komplette Macht über die Arbeiter*innen haben.

Die kapitalistische Ausbeutung nimmt in der Katarischen Vorbereitung auf die Fussball-WM 2022 ihre widerlichsten Züge an. Katar ist auch sonst ein extrem konservatives, antidemokratisches und Frauen- und LGBTQIA+-feindliches Land. So ist beispielsweise Homosexualität gesetzlich verboten, Frauen werden stark benachteiligt und die individuelle Lossagung vom Islam wird als Kapitalverbrechen verfolgt. Die Medienfreiheit ist ebenfalls massiv eingeschränkt, so ist es zum Beispiel ausländischen Journalist*innen kaum möglich, die katastrophalen Bedingungen der Gastarbeiter*innen aufzuzeigen. Dazu müssen sie verdeckt in das Land einreisen und recherchieren.

Katar nahm bereits für die Nominierung als Gastgeberland sehr viel Geld in die Hand. Für die Profitmaximierung geht das Land wortwörtlich über Leichen. Am Ende dient die WM dem Emirat einzig als Förderung für den Tourismus und für wirtschaftliche Beziehungen. Damit stellt die Weltmeisterschaft in Katar den vorläufigen Höhepunkt einer Geschichte der Kapitalisierung und der Kommerzialisierung des Fussballs dar, der ursprünglich der Sport der Arbeiter*innen war. Angesichts der massiven, nachgewiesenen Menschenrechtsverletzungen in der Vorbereitung auf das Turnier, wäre es ein moralische Bankrotterklärung, wenn die Schweiz das Land durch die Teilnahme und die Übertragung der Spiele unterstützen und den Profit somit über Menschenrechte stellen würde.

Daher fordert die JUSO Schweiz den Schweizerischen Fussballverband auf, die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 in Katar zu boykottieren. Ausserdem fordert die JUSO Schweiz das Schweizer Radio und Fernsehen auf, die im Rahmen des Wettbewerbs stattfindenden Partien nicht zu übertragen.


Quellen:
Guardian-Artikel "Revealed: 6,500 migrant workers have died in Qatar since World Cup awarded"
Sportschau-Bericht "Ausbeutung vor der WM 2022 - Gefangen in Katar"
RP-Artikel "Wie Katar seine Arbeiter ausbeutet"