Resolution verabschiedet an der Jahrversammlung der JUSO Schweiz vom 09.02.2019, Bern
Am 14. Juni 1991 hiess es überall in der Schweiz: «Wenn Frau* will, steht alles still». Eine halbe Million Frauen nahmen sich die Schweizer Strassen. 30 Jahre nach dem ersten und bislang letzten Frauenstreik in der Schweiz ist ein zweiter umfassender Frauen*streik mehr als nötig.
Der Frauen*streik 2019 wird von der Vielzahl und Vielfältigkeit der Beteiligung leben: Neben Arbeit stehen auch Gewalt, Abwertung von Lebensentwürfe, Konsum, Umwelt und viele andere Themen im Mittelpunkt. Der Streik wird landesweit stattfinden, ist aber dezentral und regional organisiert. Es gibt eine Vielzahl an regionalen Gruppen, die eigene Perspektiven, Forderungen und Aktionen für den Tag entwickeln. So wie die Anliegen werden auch die Streikformen sehr vielfältig sein. Während die einen auf der Strasse lautstark ihre Rechte einfordern, werden andere am Arbeitsplatz ein Streikabzeichen tragen oder hängen Fahnen auf, um ihre Solidarität mit dem Streik kundzutun. Das Ziel ist aber klar, möglichst viele Frauen* auf die Strasse zubringen, damit die Bewegung eine grosse Schlagkraft entwickeln kann.
Wofür streiken wir eigentlich?
Wir Frauen* streiken sicher nicht, um mehr weissen privilegierten Frauen* zu einem Verwaltungsratssitz zu verhelfen, oder eine angemessene Zahl weiblich sozialisierter Menschen in den Nationalrat zu wählen. Denn was nützt Martullo Blocher der Asylbewerberin aus Eritrea? Was hat die Krankenpflegerin von einer Verwaltungsrätin in ihrem Spital? Rein gar nichts! Wir dürfen unsere Forderungen nicht den bürgerlichen Spielregeln unterordnen.
Es reicht nicht, eine einzige Form der Unterdrückung zu bekämpfen – man muss immer gegen sämtliche Unterdrückungsformen vorgehen. Alles andere führt nicht zu einer besseren, gerechteren, nachhaltigeren Gesellschaft, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert statt am Profit. Sondern lediglich zu einer Gesellschaft, in der die Macht am gleichen Ort bleibt und nur ein wenig anders verteilt wird. Die Sozialistin Rosa Luxemburg hat alle Strukturen kritisiert, die Menschen in hierarchisierte Gruppen einteilen – sei das nach Klasse, nach Geschlecht oder nach «Rasse». Sie war somit eine Vordenkerin des Konzepts der Intersektionalität – des Verständnisses, dass es Mehrfachdiskriminierungen gibt und dass diese Formen der Ausbeutung untrennbar miteinander verbunden sind. So ist die Diskriminierungserfahrung der Krankenpflegerin im Spital eine andere als die der Asylbewerberin aus Eritrea.
Wenn wir wollen, dass kein Mensch je wieder in Ketten liegt, ob diese nun metaphorisch sind oder nicht, muss unser Feminismus antirassistisch, antikapitalistisch, antinationalistisch und queer sein. Ein Feminismus für alle, nicht nur für weisse Oberschichtfrauen*. Es reicht also nicht, wenn Frauen* angemessen an Verwaltungsratssitzungen vertreten sind. Die Verwaltungsratszimmer, in denen gegen Menschen und für Profite entschieden wird, müssen in Flammen stehen.
In den Streikkomitees aktiv werden
- Die JUSO Schweiz beteiligt sich aktiv in den regionalen Streikkomitees.
- Die JUSO setzt sich für eine radikale Arbeitszeitverkürzung bei gleichbleibendem Lohn ein.
- Die JUSO Schweiz ruft zum Frauen*streik am 14. Juni auf.
- Die JUSO Schweiz anerkennt die Streiks auf der Strasse als wichtiges Instrument zur Überwindung jeglicher Form von unterdrückenden Strukturen und betont die Relevanz des Streiks in den Gremien, in der sie vertreten ist.
- Die JUSO Schweiz setzt sich für einen antirassistischen, antikapitalistischen, antinationalistischen und queeren Frauen*streik ein.