Resolution verabschiedet an der Delegiertenversammlung vom 5. September 2020 in Bussigny (VD).
Coronabedingt wurde in der Schweiz im Frühjahr 2020 ein grosser Teil der Arbeit ins Homeoffice verlagert. Es ist davon auszugehen, dass sich der Trend zum Homeoffice nun noch schneller fortsetzt. Das bietet zum einen Chancen, aber auch Risiken. Wir müssen uns gegen jegliche Verschlechterungen der Arbeitsbedingungen durch Homeoffice-Arbeit wehren und dafür kämpfen, dass diese erwarteten Entwicklungen den 99% zu Gute kommt.
Das Homeoffice reduziert den Bedarf nach Mobilität. Eine klimaschonende Entwicklung, da weniger Verkehrsmittel und Energie benötigt werden. Die Arbeiter*innen gewinnen die Zeit, die sie sonst für den Arbeitsweg aufwenden müssten.
Grundsätzlich kommt mit dem Homeoffice auch mehr Flexibilität. Das ist zum einen praktisch, da sich gewisse Dinge einfacher einrichten und kombinieren lassen. Dies führt aber auch zu einer neuen Mehrfachbelastung. Mit dem Homeoffice werden besonders Frauen* vermehrt in die Pflicht genommen sich neben der Erwerbsarbeit auch noch um den Haushalt zu kümmern und die unbezahlte Care-Arbeit zu verrichten.
Um dieser Mehrfachbelastung auszuweichen, muss klar sein, dass dasHomeoffice kein Ersatz für eine gute Betreuungsinfrastruktur ist. Im Gegenteil, durch Homeoffice steigen die Ansprüche an den eigenen Haushalt. Normalerweise wird das externe Büro durch bezahlte Arbeiter*innen gereinigt, die Reinigung des Homeoffices wird unbezahlt übernommen. Durch Home-Office verschiebt sich also ein Teil der Reproduktionsarbeit von den Unternehmen auf die Arbeiter*innen, zum Profit der Unternehmer*innen. Wahrscheinlich werden es vor allem Frauen* sein, die diese Arbeit übernehmen, aber Homeoffice könnte auch eine Chance für eine bessere Verteilung der Care-Arbeit sein.
Auch die Einrichtung des Büros muss im Homeoffice von den Arbeiter*innen selber geregelt werden. Sie stellen ihre privaten Geräte und ihren Wohnraum dem Unternehmen zur Verfügung. Die Unternehmen müssen diese Kosten und Mieten kompensieren und die angemessene Einrichtung des Homeoffice finanzieren. Dazu gehören auch alle Massnahmen für einen gesunden und sicheren Arbeitsplatz, die auch für klassische Arbeitsplätze gelten.
Um im Homeoffice die Kontrolle behalten zu können setzen viele Unternehmen auf Überwachung der Arbeiter*innenschaft. Diese greift oft viel zu tief in die Privatsphäre der Arbeiter*innen ein. Diese müssen sich gegen zu viel Überwachung wehren können. Homeoffice rechtfertigt kein übermässiges Tracking der Angestellten, Videoüberwachung am Arbeitsplatz geht definitiv zu weit.
Damit das Home-Office funktioniert braucht es eine gute Internetinfrastruktur. Die Schweiz liegt im internationalen Vergleich weit hinten. Der Ausbau des Glasfasernetzes muss schneller und in allen Regionen vorangetrieben werden. Auch der Ausbau und die Weiterentwicklung des Mobilfunknetzes dürfen nicht unnötig blockiert werden.
Das Homeoffice verändert die Arbeitswelt auch für die Gewerkschaften. Im Homeoffice müssen Menschen anders organisiert werden als im Betrieb. Die Gewerkschaften müssen sich neue Formen der Organisation überlegen, um die Menschen auch im Homeoffice organisieren zu können. Ebenfalls braucht es von den Gewerkschaften klare Forderungen was die Arbeitsbedingungen im Homeoffice betrifft.
Wir stellen uns nicht gegen die Veränderung der Arbeitswelt, aber wir kämpfen dafür, dass sie den 99% zu Gute kommt und fordern deshalb:
- Eine Anti-Stress-Verordnung, die die Arbeiter*innen im Homeoffice vor Stress schützt. Darin braucht es klare Vorgaben zum Feierabend.
- Ein Recht auf Nichterreichbarkeit im Homeoffice ausserhalb der Arbeitszeiten
- Unternehmen müssen sich an den Kosten beteiligen, die durch das Homeofficee entstehen. Dazu gehören unter anderem: Miete, Verbrauchsmaterial, Strom und Arbeitsgeräte. Regelmässiges Homeoffice darf nur verlangt werden, wenn dafür ein separates Arbeitszimmer zur Verfügung steht.
- Aufgaben wie die Reinigung und Instandhaltung des Arbeitsplatzes im Homeoffice müssen durch die Unternehmen entschädigt werden.
- Den Verzicht auf den Autobahnausbau. Durch Home-Office wird weniger Mobilität nötig sein, deshalb ist es unnötig jetzt mehr Kapazitäten zu schaffen
- Den Ausbau des Glasfasernetzes auch in der Peripherie, sowie des Mobilfunknetzes