Die WM ist in vollem Gange, die Schweiz hat den Sprung ins Achtelfinale geschafft, alles tipptopp. Oder doch nicht? Noch kurz vor WM-Anpfiff stand die Fifa wegen Korruptionsvorwürfen und Profitgier in der Kritik. Und vor wenigen Monaten noch gingen Tausende BrasilianerInnen auf die Strassen, um gegen die Milliarden-Ausgaben für die WM zu protestieren, während Geld für Spitäler, Schulen und öffentlichen Verkehr fehlt. Um die Fifa an ihre soziale Verantwortung zu mahnen und öffentlich Druck aufzusetzen, hat Solidar Suisse eine Kampagne für faire Weltmeisterschaften und gegen die Fifafouls gestartet. Ziel der Kampagne: Kurz vor der WM sollte wenigstens noch die Situation der StrassenhändlerInnen verbessert werden.
Die Kampagne begann mit einem Sensibilisierungsvideo „Schluss mit Fouls, Sepp Blatter“ gegen das Foulspiel der Fifa in Brasilien. Mit ihren rigiden Verträgen ist sie mitverantwortlich Vertreibungen, Menschenrechtsverletzungen und die Verkaufsverbote der StrassenhändlerInnen in Brasilien: Rund um die Stadien, grosse Hotels und Medienzentren hatte die Fifa einen Verkaufsverbann ausgesprochen, damit die WM-Sponsoren wie Coca Cola, Budweiser und Adidas ungestört ihre Waren verkaufen können. Die StrassenhändlerInnen, die dort ihren Stand hatten, wurden vertrieben. Viele von ihnen verloren damit ihr ohnehin schon karges Einkommen.
Solidar Suisse forderte die Fifa deshalb noch kurz vor der WM auf, den Verkaufsbann aufzuheben. Die Protestaktion mobilisierte: Rund 16‘000 Menschen unterstützten die Forderung mit einem Protestmail an Sepp Blatter, das Foulvideo erhielt innert weniger Tage 100‘000 Klicks und auf Facebook und Twitter erreichte die Kampagne rund eine Million Menschen.
Doch geschehen ist zu wenig und zu langsam. Zwar hat die Fifa das Zulassungsverfahren etwas gelockert, so dass an die 3000 StrassenhändlerInnen profitieren konnten. Das genügt aber bei weitem nicht – von den Verkaufsverboten sind wohl mindestens 100‘000 Kleinhändler betroffen. Grund genug für eine weitere Protestaktion: Solidar Suisse bot auf der Website erzürnten Fussballfans und erbosten Fifa-Kritikerinnen die Möglichkeit, einen Buhruf aufzunehmen. Rund 2000 Personen machten ihrem Ärger dergestalt Luft. Die die gesammelten Buhrufe wurden der Fifa in Zürich übergeben.
Damit ist das Engagement von Solidar Suisse aber nicht vorbei. Die Organisation bleibt am Ball – sie fordert die Fifa auf, endlich eine Nachhaltigkeitsklausel in die Verträge mit den Austragungsstaaten einzubauen und sie zur Wahrung der Menschenrechte, zur Einhaltung minimaler Arbeitsstandards, zum fairen Umgang mit informellen HändlerInnen zu verpflichten und Sondergesetze für die Fifa abzuschaffen. Damit Russland und Qatar, wo die nächsten Weltmeisterschaften stattfinden sollen, nicht noch ein ärgeres Desaster punkto Menschenrechte droht.
13.07.2014