Durch einige Zeitungen geistern momentan Artikel mit Titeln wie „Provokante Studie sagt: Ohne Agrar-Spekulanten wäre es noch schlimmer“ oder „Spekulation ist kein Treiber für Nahrungsmittelpreise“. Was steckt hinter diesen Behauptungen?
Es lohnt sich, diese etwas genauer anzuschauen. Denn die Artikel stützen sich alle auf ein Papier des Wirtschaftsethikers Ingo Pies, der zum Schluss kommt, die Nahrungsmittelspekulation habe keinen Einfluss auf die Preise und die Börsen sollen entsprechend nicht reguliert werden. Was als ‚Studie‘ zitiert wird, ist in Wahrheit ein Diskussionspapier dessen Glaubwürdigkeit stark angezweifelt werden darf.
Fakt ist: Es gibt in der wissenschaftlichen Diskussion durchaus die Meinung, die Spekulation habe keinen Einfluss auf die Preise. Wer jedoch zu einem solchen Resultat kommt, offenbart eine höchst selektive Auswahl. Was komplett unterschlagen wird, sind Meinungen von Forschern und Professoren, welche die Nahrungsmittelspekulation scharf kritisieren und davon gibt es zahlreiche. Ingo Pies, dessen Lehrstuhl von Herrn Schwarz, dem Besitzer der Lidl Kette, mitfinanziert wird, pflegt auch sonst enge Beziehungen zur Privatwirtschaft und Finanzindustrie. Die Publikation kommt in einer Zeit, in der die EU daran ist, Regulierungen einzuführen. Sie ist klar als Teil, des zur Zeit in Brüssel heftig geführten Lobbykrieges zu verstehen. Er versucht die Debatte aus der Gesellschaft heraus zu drängen, indem er die zivilgesellschaftlichen Organisationen als inkompetent darstellt und vorgibt, die wissenschaftliche Literatur stünde auf seiner Seite. De Facto zitiert er selbst sehr einseitig.
Eines ist sicher: Während eine Milliarde Menschen auf der Welt an Hunger leiden, profitieren Banken von steigenden Nahrungsmittelpreisen. Die wichtigsten Dinge in unserer Gesellschaft sollten wir lieber nicht den Launen der Märkte überlassen – dazu gehören auch Grundnahrungsmittel. Mit Essen spielt man nicht!