Rote Karte für Putschisten

21.06.2010

Ende Juli letzten Jahres kam es zum Spitzenspiel der beiden Clubs der honduranischen Hauptstadt, Motagua und Olimpia. Natürlich postierte sich die Polizei am Spielschluss am Ausgang - das ist nichts Unbekanntes. Ungewohnt aber die Reaktion der Leute: Sie skandierten: „fuera golpistas!" (Putschisten raus). Wieso? Aus gutem Grund: Einen Monat zuvor war die sozial eingestellte Regierung von Präsident Mel Zelaya von der Armee und der Polizei weggeputscht worden, im Auftrag der wirtschaftlichen Eliten und mit dem Segen der USA. In einer „Putschdemokratie" aber duldet die Polizei keine Kritik: Sie schoss in die Menge und tötete zwei Fans.
Die Medien hier in der Schweiz berichten monatelang fast nichts über die aktuelle Situation in Honduras. Wozu auch? Ist ja alles normal dort, business as usual. Ist es aber ganz und gar nicht: Zwar gab es Ende November eine Präsidentenwahl, im „Schutz" der Bajonette - die Reichen wählten ihre Regierung, die Armen boykottierten die Veranstaltung. Eine Wahlfarce. Unter der so „gewählten" Regierung geht das Morden weiter: Seit Februar sind 8 JournalistInnen getötet worden, mit dem Ergebnis, dass in Honduras kaum ein Medium mehr wagt, auch nur ein wenig kritisch über die Situation im eigenen Land zu berichten. Seit dem Putsch sind über 40 Menschen verschleppt oder ermordet worden. Bäuerinnen und Bauern werden von Paramilitärs von ihrem Land vertrieben, denn Agrargrossunternehmen wollen auf ihren Böden profitabel Agrosprit anbauen (Benzin für die Tanks, Hunger für die Menschen). Gewerkschafter und Lehrerinnen werden von Todesschwadronen terrorisiert. Die WM kommt den Putschisten für ihre Propaganda wie gerufen. Ihre Medien sind randvoll mit der Fussball-WM; dafür berichten sie nichts über den weitergehenden sozialen Widerstand.

Die Juso macht anlässlich des Spiels gegen die Schweiz zusammen mit dem Zentralamerika-Sekretariat und andern mittels Klebebildern und einem Sammelalbum auf die unerträgliche Situation in Honduras aufmerksam und zeigt Ermordete der Widerstandsbewegung.