Arbeiten, um zu leben - nicht leben, um zu arbeiten

05.05.2022

Positionspapier der JUSO Schweiz verabschiedet an der Delegiertenversammlung vom 30. April 2022 (La Roche, FR)


1. Was ist Arbeit?

Arbeit ist die Grundlage unseres Zusammenlebens und jeder Wertschöpfung. Im vorherrschenden neoliberalen System wird der Arbeitsbegriff extrem eng gefasst. Wenn von Arbeit gesprochen wird, sind meistens jene täglichen Arbeitsstunden gemeint, die viele von uns mit Lohnarbeit in einem Betrieb verbringen. Doch gearbeitet wird nicht nur, wo Geld verdient wird: Der Grossteil der Arbeit wird heute unbezahlt verrichtet. Allein die unbezahlte Care-Arbeit, welche in Privathaushalten geleistet wird, übersteigt das Volumen der gesamten Lohnarbeit in der Schweiz.(1)

Unter Care-Arbeit versteht die JUSO jede Arbeit, bei der man sich um andere Menschen kümmert.Diese Arbeit ist grundlegend für das Funktionieren der Gesellschaft und ermöglicht es den Menschen unter anderem, Tag für Tag ihre Lohnarbeit zu verrichten. Unsere Gesellschaft würde zusammenbrechen, gäbe es keine Menschen, die Kinder aufziehen, Mahlzeiten kochen, ältere Angehörige pflegen und das Haus gelegentlich putzen. Um eine gewisse definitorische Schärfe und damit politische Sinnhaftigkeit zu bewahren, wird die eigene Erholung in der Freizeit nur teils zur unbezahlten Care-Arbeit gezählt. Nämlich nur dann, wenn diese der eigenen Regeneration dient, damit man seine Aufgaben im System wahrnehmen kann. Wenn es darum geht neue Fähigkeiten für den Eigenbedarf zu erlernen oder die Aktivität keinem Zweck folgt, dann zählt dies für uns in diesem Papier nicht mehr zur unbezahlten Care-Arbeit. Es gibt Forschungsansätze, die dies durchaus tun.

Dies ist aber noch lange nicht die ganze Arbeit, welche verrichtet werden muss, um unsere Gesellschaft am Laufen zu halten: Neben Care-Arbeit werden unzählige Stunden Freiwilligenarbeit in Vereinen geleistet und unser Zusammenleben wird durch politische Arbeit geprägt, welche meist ebenfalls nicht oder nur wenig entlohnt wird.

Diese Vielfalt der Arbeit zeigt, wie wichtig es ist, eine klare Definition des Begriffs der Arbeit zu haben. Dies soll im Folgenden geschehen: Unter Arbeit verstehen wir alle bewussten Aktivitäten, die mit dem Ziel verrichtet werden, ein Bedürfnis der Gesellschaft oder von Individuen zu befriedigen. Sie unterscheidet sich von anderen gesellschaftlichen Aktivitäten dadurch, dass sie vorrangig durch den Tausch ausgerichtet und strukturiert ist. Arbeit ist keine Tätigkeit, die gezwungenermassenungern verrichtet werden muss. Ebenso wenig ist eine bestimmte Tätigkeit immer als Arbeit zu definieren. Beispielsweise kann Kochen reine Bedürfnisbefriedigung sein, in anderen Fällen als Care-Arbeit gelesen werden, wenn man beispielsweise die eigenen Kinder bekocht oder als Lohnarbeit, wenn man beispielsweise als Küchenchef*in in einem Restaurant tätig ist. Die Lohnarbeit ist dabei die einzige Arbeit, bei der wir eine Gegenleistung erhalten, die sich universell tauschen lässt und mit der wir uns beliebig die Produkte der Arbeit von anderen Menschen kaufen können. Das räumt ihr im kapitalistischen Wirtschaftssystem einen einzigartigen Platz ein.

2. Arbeit im Kapitalismus

Lohnarbeit und ihre Grundlage

Der Kapitalismus zeichnet sich durch das Privateigentum an Produktionsmitteln aus. Das bedeutet, dass Unternehmen, Maschinen und Werkzeuge, die zur Produktion gebraucht werden, in den Händen einiger weniger Kapitalist*innen sind. Demzufolge ist die Mehrheit der Bevölkerung gezwungen, ihre Arbeitskraft den Kapitalist*innen zeitweise zur Verfügung zu stellen, damit sie ihre Bedürfnisse befriedigen können. Im Gegenzug für die geleistete Arbeit, erhalten die Arbeiter*innen einen Lohn: Das ist die Lohnarbeit.

Jedoch, so betont Karl Marx(2), werden die Arbeiter*innen im Kapitalismus nicht für den gesamten Wert entlohnt, den sie durch ihre Arbeit erschaffen, sondern erhalten nur so viel, wie für die Reproduktion ihrer Arbeitskraft (Nahrung, wohnen, etc.) nötig ist, damit sie am nächsten Tag dieselbe Arbeit erneut verrichten können. Den Rest des erschaffenen Werts eignen sich die Kapitalist*innen an, das ist der Mehrwert. Der*die Arbeiter*in verbringt einen Teil des Arbeitstags damit, gratis für die Kapitalist*innen zu arbeiten. Das nennt sich Mehrarbeit. Je mehr die Arbeitszeit erhöht wird, desto grösser ist der Anteil an Mehrarbeit und damit auch der Profit. Der per Ende des Monats ausbezahlte Lohn wird dabei als Verdienst der ganzen Arbeit der Arbeiter*innen dargestellt, obwohl es sich beim Lohn immer nur um einen Teil davon handelt.

Auf der Grundlage von all dem kann also festgehalten werden, dass die Lohnarbeit ein Verhältnis der Ausbeutung ist.

Dennoch muss bemerkt werden, dass der Lohn und der Mehrwert beides Stücke eines selber gegebenen Werts sind, der durch die Arbeiter*innen erschaffen wird. Je mehr der Lohn erhöht wird, desto kleiner wird folglich der Mehrwert und umgekehrt. Das ist der Widerspruch zwischen Kapital und Arbeit. Die Lohnarbeit ist also nicht nur ein Ausbeutungsverhältnis, sondern auch ein Kräfteverhältnis, ein Ort des Kampfs zwischen Kapitalist*innen und Arbeiter*innen.

Allerdings ist dieser Kampf sehr ungleich, denn die Kapitalist*innen können vom Zwang zur Lohnarbeit Gebrauch machen: Wenn der*die Angestellte nicht zu den gegebenen Konditionen und zum gegebenen Lohn arbeiten möchte, kann er*sie sich nach einer sonstigen Stelle umschauen und jemand anderes wird diese Stelle übernehmen. Diese Erpressung ist nur möglich, da es eine Übermenge an Arbeitskräften gibt. So treibt die Konkurrenz im Kapitalismus die Kapitalist*innen dazu, Arbeit durch Kapital zu ersetzen, indem sie unaufhörlich in leistungsstärkere Produktionsmittel investieren. Es gibt daher stets einen Überschuss an Arbeiter*innen im Verhältnis zu kapitalistischem Produktionsbedarf. Somit befinden sich die Arbeiter*innen in Konkurrenz um die bestehenden Arbeitsstellen, was es den Kapitalist*innen ermöglicht, Druck auf die Arbeitsbedingungen der angestellten Personen auszuüben. Diese Zustände zeigen auf, wieso es im Interesse der kapitalistischen Klasse ist, eine gewisse Arbeitslosenquote ständig aufrechtzuerhalten.

Schlussendlich bedeutet Arbeit, innerhalb des Kapitalismus, Entfremdung.(3) Denn der Zweck der Arbeit eines*r Angestellten, sprich die produzierte Ware, ist für ihn*sie fremd. Arbeit bedeutet keine Befriedigung der Bedürfnisse oder Selbstbestärkung, sondern ist lediglich ein Mittel, um Geld zu erhalten, um damit die eigenen Bedürfnisse ausserhalb der Arbeitswelt zu befriedigen. Aufgrund dieser Ungerechtigkeiten entwickelten sich ab Beginn des 19. Jahrhunderts Arbeiter*innenbewegungen. Ziele waren und sind die Auflösung dieses Konkurrenzkampfs und die Überwindung des Kapitalismus.

Das kapitalistische System und damit die Realisierung des Mehrwerts kommt schliesslich nicht ohne die Ausbeutung der unbezahlten Care-Arbeit, des Globalen Südens und der Natur aus. Dieser Arbeit (sowie der Natur) wird keinen Wert zugerechnet und als natürliche Subsistenz (4) gelesen. Die Ausbeutung der Lohnarbeit ist also nur die sichtbare Spitze des Eisbergs, die aus dem Wasser ragt, während ein riesiger Teil der Ausbeutung unsichtbar bleibt. Dieser Analyseansatz wird der Bielefelder Subsistenzansatz genannt und dient als Grundlage feministischer Gesellschaftskritik.

Unterdrückung der Frauen(5)

Wie vorher erklärt, entspricht der Lohn dem Betrag, der zur Reproduktion der Arbeitskraft erforderlich ist. Wie oben bereits erwähnt braucht es auch die unbezahlte Care-Arbeit, damit die (Lohn-) Arbeitskraft reproduziert werden kann. Diese Arbeit übernehmen zu 61,1% die Frauen.(6) Diese Arbeit eignen sich die Kapitalist*innen also frei an, zur gleichen Zeit wie sie die Arbeitskraft eines*r Arbeiters*Arbeiterin kaufen.

Wie Silvia Federici (7) betont, war die Konstruktion einer neuen patriarchalen Ordnung, die die Frauen zur Arbeitskraft für die Männer machte, ein entscheidender Aspekt der kapitalistischen Entwicklung. Denn die Schaffung einer geschlechtlichen Arbeitsteilung und die gesellschaftliche Abwertung der Frauen haben es dem Kapitalismus ermöglicht, den unbezahlten Teil eines Arbeitstags sehr bedeutend auszudehnen. Die Lohnarbeit basiert also auf der Unterdrückung der Frauen.

Die Care-Arbeit geht jedoch weit über die Aufgabe der «Produktion» und Reproduktion von Arbeitskraft hinaus und ist eine unentbehrliche Arbeit für das Funktionieren der gesamten Gesellschaft. Innerhalb des Kapitalismus wird sie dennoch «naturalisiert» (8), unsichtbar gemacht und abgewertet.(9)

Schlussendlich wurden die Frauen, im Laufe des letzten halben Jahrhunderts, weitgehend in die Lohnarbeit integriert. Auch hier sind die Frauen strukturell diskriminiert. So erhalten sie in der Schweiz durchschnittlich 19% tiefere Löhne als ihre männlichen Kollegen.(10) Dieser Lohnunterschied setzt sich zu 44.3% aus einem sogenannten unerklärten und zu 55.7%erklärten Anteil zusammen.(11) Ersterer ist auf direkten Sexismus gegenüber den Frauen zurückzuführen, wenn diese für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt werden als ihre männlichen Kollegen. Aber anders als uns der bürgerliche Mainstream glauben machen will, fusst auch der sogenannt erklärbare Teil auf Diskriminierung, denn er basiert massgeblichdarauf, dass typische Frauenberufe wie Pflege oder Pädagogik generell geringer entlohnt werden als typische Männerberufe. Dieser Unterschied ist systemisch, denn historisch hat sich immer wieder gezeigt, dass Saläre in bestimmten Sparten geringer wurden, sobald diese typischen Frauenberufe wurden und umgekehrt.

Auch wenn Lohndiskriminierung Frauen ökonomisch massiv schlechterstellt, beruht der grösste Teil der Einkommensdifferenz zwischen Männern und Frauen nicht auf unterschiedlicher Entlohnung für Lohnarbeit, sondern auf der Tatsache, dass Frauen wegen der hohen Belastung durch unbezahlte Care-Arbeit eher Teilzeit arbeiten und somit weniger verdienen. Bei der Entscheidung wer in einer Zweierbeziehung zwischen einem Mann und einer Frau den Grossteil der Care-Arbeit übernimmt, kann Lohndiskriminierung aber durchaus einen Einfluss haben: Wenn der männliche Partner mehr verdient, scheint es ökonomisch sinnvoller wenn die Frau auf einen Teil ihres Lohns verzichtet, um die Doppelbelastung von Lohnarbeit und unbezahlter Arbeit überhaupt stemmen zu können. Alles in allem liegt das Gesamteinkommen von Frauen in der Schweiz wegen Lohndiskriminierung und unbezahlter Care-Arbeit 108 Milliarden Franken tiefer als jenes von Männern.

Ausbeutung des Globalen Südens (12)

Zu dieser geschlechtlichen Arbeitsteilung kommt eine internationale Arbeitsteilung hinzu.

Die internationale Arbeitsteilung wurde durch den Dreieckshandel zwischen Afrika, Amerika und Europa ab dem 17. Jahrhundert verstärkt und wurde seither intensiviert. Es wird suggeriert, dass die internationale Arbeitsteilung eine Art spontane Komplementarität zwischen den Ländern ermöglicht. Damit verschleiert die liberale Theorie des komparativen Kostenvorteils von Ricardo - welche besagt, dass jedes Land sich in jenen Bereichen spezialisiert, in denen es relativ gesehen am produktivsten ist - komplett die asymmetrischen Verhältnisse und das Herrschaftsverhältnis des Globalen Nordens über den Globalen Süden.

Der Kolonialismus und der Imperialismus in den Ländern des Globalen Südens verursachten eine Spezialisierung auf die Gewinnung und den Anbau von Rohstoffen, was mit einem massiven Einsatz von Sklaverei und Zwangsarbeit verbunden war. Das führte zu einer internationalen Teilung der Arbeit, welche bis in die 1970er Jahre fortbestand, und einer Welt in zwei Blöcken: Auf der einen Seite der Globale Norden mit qualifizierten Arbeitskräften, welche Industriegüter herstellen und auf der anderen Seite der Globale Süden, spezialisiert auf den Abbau von Rohstoffen mit ungelernten Arbeitskräften. Auch wenn gewisse Länder des Globalen Südens heute industrialisiert sind oder industrialisiert werden, bleiben die Arbeitsbedingungen dort äusserst prekär, sei es hinsichtlich der Gesundheits- und Lebensrisiken, der Arbeitszeit, des Lohns, oder auch der Menschenrechtsverletzungen am Arbeitsplatz, die häufig sind. Unser aktuelles Wirtschaftssystem basiert also ebenso auf der Ausbeutung der Arbeiter*innen im Globalen Süden.

3. Arbeitsverhältnisse in der Schweiz

Die neoliberale Wende

Während des 19. und bis Mitte des 20. Jahrhunderts sorgten global gewerkschaftliche Arbeitskämpfe immer wieder dafür, dass zumindest ein Teil der Produktivitätsfortschritte an die Arbeiter*innenschaft weitergegeben wurden, entweder durch höhere Löhne oder durch eine Verkürzung der Arbeitszeit. Ein Vollzeitlohn reichte damals oft für die Ernährung einer ganzen Familie (= Ernährer-Modell). Dabei bestand in diesen Familien eine relativ strikte Arbeitsteilung. Männer leisteten die Erwerbsarbeit und Frauen verrichteten die unbezahlte Care-Arbeit im Haushalt. Dies schuf eine ökonomische Abhängigkeit der Frauen zu ihren Partnern.

In den letzten Jahrzehnten hat sich die Organisation der Arbeiter*innen in der Schweiz drastisch verändert. Nach dem Ende der UdSSR verbreitete sich das Dogma der Alternativlosigkeit des Kapitalismus. Damit fielen immer stärker Zugeständnisse an Arbeiter*innen weg und das Kapital ging in die Offensive. Gleichzeitig flachte das Wirtschaftswachstum im globalen Norden ab, weshalb das Kapital auf die Schmälerung der Einkommensanteile der Arbeiter*innen zurückgriff, um weiter vergleichbare Gewinne zu erzielen. Dies war der Startschuss der neoliberalen Wende, die in vielen Ländern auch von der Linken mitgetragen oder sogar angetrieben wurde. Regulierungen, soziale Absicherungen und der Schutz der Arbeiter*innenrechte wurden abgebaut und zahlreiche Wirtschaftsbereiche privatisiert. Die 99% werden so zunehmend gezwungen schlechte Arbeitsbedingungen zu akzeptieren.

Das perfide am Neoliberalismus ist dabei, dass er sich nicht nur auf die Sphäre der Wirtschaftswissenschaften beschränkt, sondern sich durch die gesamte Gesellschaft zieht. Das neoliberale Dogma, wonach Politik für die Reichen und mehr Konkurrenz für alle gut seien, hat sich auch in den Köpfen der 99% eingenistet.

Zudem hat es der Neoliberalismus auch geschafft, progressive Bewegungen für seine Ziele zu vereinnahmen. Das Erstarken der feministischen Bewegung und das Aufbegehren der Frauen gegen die geschlechtliche Arbeitsteilung wurde vom Neoliberalismus missbraucht, um die Löhne massiv zu senken. Während der Lohn des männlichen Ernährers vorher für eine ganze Familie reichen musste, sollten fortan beide Elternteile mit schlechteren Löhnen erwerbstätig sein. Frauen verdienten dabei immer noch bedeutend weniger als Männer und sollten zusätzlich weiterhin den Grossteil der unbezahlten Care-Arbeit allein schultern. Dies hat sich bis heute gehalten.

Auswirkungen der Globalisierung

Mit der steigenden Erwerbsarbeit der Frauen gab es mehr Stellensuchende, die um weniger Jobs konkurrierten, was eine Senkung der Löhne ermöglichte. Auf eine ähnliche Weise hat sich das Kapital auch die zunehmende Globalisierung zu Nutzen gemacht. Mit der zunehmenden Mobilität des Kapitals stehen Arbeiter*innen zunehmend global in Konkurrenz zueinander, da Firmenstandorte und Arbeitsplätze bei Bedarf in ein anderes Land verschoben werden können. Nicht nur die Arbeiter*innen stehen damit unter Druck, sondern auch ganze Staaten, die ihre Gesetze entsprechend den Wünschen des Kapitals anpassen. Die Sozialleistungen werden auf Initiative der rechtsbürgerlichen Parteien wegen Ausfällen durch den Standortwettbewerb und Steuerausfällen weiter zusammengestrichen und auch das Arbeitsrecht wird immer wieder geschwächt, aus Angst vor einem Wegfall von Arbeitsplätzen.

Dabei ist wichtig zu betonen: Lohnkosten und Arbeitsbedingungen sind in anderen Ländern so viel tiefer in der Schweiz, dass der Grossteil der Industrie-Arbeitsplätze längst aus der Schweiz verschwunden ist. Wer günstige Schuhe produzieren will, macht das schon längst in Asien oder Osteuropa, unabhängig davon ob die Stundenlöhne in der Schweiz um zwei Franken steigen oder sinken. Reiche Länder, wie die Schweiz, entwickeln sich zunehmend in Richtung Dienstleistungsgesellschaft, denn anders als die Arbeit in der Produktion, müssen Dienstleistungen oft zur selben Zeit und am selben Ort erbracht werden, wo sie auch konsumiert werden. Ein Schuh kann in China hergestellt und in Europa gekauft werden, bei einem Haarschnitt ist das nicht möglich. Bei Jobs, welche ins Ausland verschoben werden können, ist dies oft schon passiert und bei jenen, die noch hier sind, ist eine Verschiebung meist nicht möglich oder nicht gewünscht, weil der hohe Bildungsstandard und die gute Infrastruktur in der Schweiz für die Unternehmen mehr wert sind als tiefe Lohnkosten. Weil Dienstleistungsberufe nicht ins Ausland verschoben werden können, wird dabei insbesondere im Tieflohnsektor oft der umgekehrte Weg gewählt und Arbeitsmigrant*innen werden in die Schweiz geholt. Dies beobachten wir in der Gastro-Branche, bei Pflegeberufen und insbesondere bei der 24-Stunden Pflege in Privathaushalten. Hier haben sich inzwischen globale Care-Chains gebildet, die Frauen in wohlhabenden Ländern auf Kosten von Migrant*innen von der Doppelbelastung durch Care- und Lohnarbeit befreien. So kommen jährlich tausende Care-Migrant*innen aus Spanien, Frankreich oder Polen wegen besseren Lohnaussichten in die Schweiz. Die Pflege-Lücke in Polen wird dann beispielsweise von Care-Migrant*innen aus Osteuropa gefüllt. Die Care-Krise wird damit systematisch in die ärmsten Länder ganz unten in der kapitalistischen Hackordnung verschoben. Schweizer Arbeitsrechte gelten in vielen Bereichen nicht für diese Care-Migrant*innen und die Löhne und Arbeitsbedingungen sind miserabel. Aufenthaltsbewilligungen sind eng an den Job gebunden und gelten meist nur für wenige Monate, was die Care-Migrant*innen zusätzlich verletzlich macht für massive Ausbeutung.

Das Gegeneinander-Ausspielen von Arbeiter*innen im Zuge der Globalisierung und insbesondere die Individualisierung und verschärfte Konkurrenz im Neoliberalismus haben in den letzten Jahrzehnten auch zu einer empfindlichen Schwächung und abnehmenden Mitgliederzahlen in den Gewerkschaften geführt. In Gewerkschaften organisieren sich Arbeiter*innen, um gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen zu erkämpfen. Denn organisierte Lohnabhängige können weniger gut gegeneinander ausgespielt werden und so gemeinsam Druck aufbauen für bessere Arbeitsbedingungen. Die gewerkschaftliche Organisation war immer besonders stark in klassischen Industrieberufen, also insbesondere in jenen Arbeitsbereichen, die in der Schweiz massiv an Bedeutung verloren haben. Die Organisation im Dienstleistungssektor gestaltet sich wesentlich schwieriger. Das hat auch damit zu tun, dass die klare Trennlinie zwischen Kapital und Arbeit in Fabriken wesentlich sicht- und spürbarer ist, als in Dienstleistungsberufen wo oft auch eine gewisse Solidarität zwischen Kund*innen und Angestellten besteht, die dazu führt, dass sich Arbeiter*innen zum Wohle der Kund*innen mehr verausgaben. Eine Baustelle zu bestreiken ist für die Betroffenen oft einfacher als verletzlichen Patient*innen die Pflege zu verwehren.

Care-Berufe und Kostenkrankheit

Dabei hätten gerade in Care-Berufen mehr als genug Gründe zum Streiken. Das ist das Resultat von Entwicklungen, die in den letzten Jahren zusätzlich an Fahrt aufgenommen haben. Einerseits wächst der Bedarf nach bezahlten Pflegeleistungen, weil im privaten Rahmen oft weniger Care-Arbeit geleistet wird und kann. Ausserdem wächst der Bedarf nach Pflegeleistungen, unter anderem weil die Lebenserwartung für gewisse Teile der Bevölkerung gestiegen ist. Zudem lassen sich private Pflege und Lohnarbeit oft weniger gut vereinbaren, weil Frauen vermehrt erwerbstätig sind, ohne dass die geleistete Care-Arbeit bei Männern im gleichen Masse zunimmt. Auch bei sinkendem Einkommen oder durch den Abbau von sozialstaatlichen Leistungen werden Pflegeleistungen oft in den privaten Raum verschoben.

Dazu kommt das Phänomen der Kostenkrankheit: Während die Produktion von Gütern dank technologischem Fortschritt immer effizienter wird und weniger Arbeitsressourcen braucht, können personenbezogene Dienstleistungen oft kaum rationalisiert werden. Man kann zwar immer schneller Autos bauen, aber man kann sich nicht schneller und effizienter um jemanden kümmern. Dies führt dazu, dass Güterproduktion immer günstiger und Dienstleistungen im Verhältnis immer teurer werden. Der Kapitalismus hat hier nur zwei Scheinlösungen bereit, entweder Leistungen im Dienstleistungsbereich werden teurer oder die Arbeitsbedingungen und Löhne in diesen Branchen verschlechtern sich massiv. Heute passiert leider beides.

Wissensbasierte Branchen und Folgen der Digitalisierung

Neben dem wachsenden Dienstleistungssektor findet ein zunehmender Teil der Wertschöpfung in wissensbasierten Branchen wie der Pharma-Industrie, der Tech- Branche und im Bereich der Plattform-Ökonomie statt. Insbesondere Plattformen, wie Google, Uber oder Amazon, sind eine direkte Antwort auf die Digitalisierung und auf das abflachende Wirtschaftswachstum seit den 70ern. Ziel ist nicht mehr nur die Privatisierung der Gewinne, sondern die Privatisierung des Marktes an sich. Profite entstehen dabei durch die faktische Besteuerung der Menschen oder kleineren Unternehmen, die auf der Plattform ihre Dienste anbieten. Diese Scheinselbstständigkeit bedeutet oft, dass die herkömmlichen Regeln des Arbeitsgesetzes für sie nicht mehr gelten. Prekäre Löhne und fehlende Sozialbeiträge sind die Folge. Das Wachstum der «Gig-Ökonomie» führt auch zu mehr spontanen Einsätzen oder gar Arbeit auf Abruf und damit schwieriger planbaren Arbeitszeiten.

Ausgehend von den Tech-Giganten und der verstärkten Digitalisierung breiten sich zudem verschärfte Überwachungsmechanismen auf die gesamte Arbeitswelt aus. Mitarbeitende bewerten und überwachen sich gegenseitig und die Arbeit wird einem strikten Monitoring ausgesetzt. Damit steigen der Druck und die Individualisierungstendenzen weiter an, was häufig in Burnouts endet. Dazu trägt auch die verschärfte Entgrenzung der Arbeit (13) durch ständige Erreichbarkeit und Homeoffice bei.

Die Digitalisierung der Arbeitswelt führt zudem zu einem rasanten Wandel der Berufslandschaft. Dabei muss klargestellt werden, dass nicht alle Jobs verloren gehen, wie von bürgerlicher Seite oft glauben gemacht wird. Wir müssen aber davon ausgehen, dass die Digitalisierung zu einem Verschwinden von mittelqualifizierten Arbeitsstellen und einem schnelleren Wandel der Berufsprofile führt. Dies macht die Schaffung und den Ausbau der lebenslangen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten umso wichtiger.

Im Hinblick aller dieser Veränderungen stehen wir heute vor einer Lohnarbeitswelt, in welcher atypische und prekäre Beschäftigungsverhältnisse zunehmen und die soziale Absicherung schlechter wird. Einerseits wegen des Sozialabbaus, andererseits weil Sozialleistungen, die an die Erwerbstätigkeit gebunden sind, noch immer vom klassischen Normalarbeitsverhältnis ausgehen und alternative Erwerbsbiografien und irreguläre Beschäftigungsverhältnisse nicht angemessen abgesichert werden können.

Insbesondre junge Menschen sind oft gezwungen zu Beginn ihrer Berufslaufbahn jahrelang schlecht oder nicht bezahlte Praktika zu verrichten, während Menschen über 50 im Falle eines Jobverlustes oft keine Chance mehr auf eine neue Anstellung haben. Das alles führt dazu, dass die Unsicherheit und Angst der Arbeitenden sich verschärft hat und wir in einer Negativspirale der Entsolidarisierung und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen gelandet sind.

Die Produktivitätsgewinne fliessen kaum an die arbeitende Bevölkerung, die Kaufkraft der 99% stagniert, die Löhne in Tieflohnbranchen sind die letzten Jahre gesunken, während die Toplöhne davonziehen und die Kapitaleinkommen sprudeln, wie nie zuvor.(14)

Diese Entwicklungen der letzten Jahrzehnte haben auch Auswirkungen auf die nicht kommerzialisierten Arbeitsbereiche. Vor allem wenig privilegierte Menschen ziehen sich seit der neoliberalen Wende vermehrt aus der politischen Arbeit und der Freiwilligenarbeit zurück. Gleichzeitig steigt die Belastung durch Unbezahlte Care-Arbeit insbesondere für Menschen mit tiefen Einkommen, weil Arbeit von der bezahlten in die unbezahlte Sphäre geschoben wird. Auch die “Arbeit an sich selbst” hat mit dem Erstarken des neoliberalen Dogmas der Selbstoptimierung zugenommen.(15)

4. Die soziale Rolle der Arbeit

Wenn über Arbeit und ihre soziale Aufgabe gesprochen wird, ist es wichtig, Arbeit nicht auf ihre bekannte Form der Lohnarbeit, oder allgemein darauf, was sie im Kapitalismus ist, zu reduzieren. Auch wenn Arbeit im Kapitalismus Ausbeutung, Entfremdung, Konkurrenz und Vorherrschaft über Frauen und den Globalen Süden bedeutet, kann Arbeit an sich tatsächlich eine zentrale soziale Rolle einnehmen. Arbeit ist für die Menschen ein Weg sich selbst zu bekräftigen, ihre Wünsche zu verwirklichen, sich physisch und intellektuell auszuleben und mit ihrem Umfeld zu interagieren. Um zu erklären, was das bedeutet, kann man Menschen im Ruhestand als Beispiel nutzen. Häufig arbeiten diese auch nach ihrer Pensionierung weiter, sei es zum Beispiel indem sie sich um ihren Garten kümmern oder indem sie neue Hobbys aufnehmen, wie Töpfern oder das Bauen von Möbeln. Diese Tätigkeiten zwingen sie nicht dazu ihre Arbeitskraft zu verkaufen und sie können dennoch selbstbestimmt an der Gesellschaft teilnehmen. Arbeit an sich ist also weder etwas Schlechtes noch etwas das man sich wegwünschen müsste, sondern eine zentrale soziale und menschliche Tätigkeit, die es schlicht vom kapitalistischen Joch zu befreien gilt.

5. Sozialistische Vision

Für uns als Sozialist*innen ist klar, der Wohlstand muss den Menschen zukommen, die dafür gearbeitet haben. Damit muss im hier und jetzt begonnen werden, indem die Arbeitsbedingungen verbessert, Löhne und Sozialleistungen massiv erhöht werden. Dabei ist der Handlungsbedarf besonders gross im Tieflohnsektor, wo heute viele Frauen und Migrant*innen arbeiten. Auch zukünftige Produktivitätsfortschritte müssen den 99% weitergegeben werden, indem beispielsweise die Löhne erhöht werden oder durch eine Arbeitszeitverkürzung. Dabei bevorzugen wir langfristig die zweite Version da die Wirtschaftund Produktion, auf einem Planeten der endlichen Ressourcen, nicht endlos wachsen kann. Zudem schafft eine Verkürzung der Lohnarbeitszeit endlich mehr Raum, für unbezahlte Arbeit. Langfristig brauchen wir eine Welt, in der alle Formen der Arbeit gleich viel zählen und gleich viel Anerkennung erfahren. Analog zur “Vier-in-einem Perspektive” von Frigga Haug sollen alle Menschen jeden Tag vier Stunden Zeit für politische Arbeit, Arbeit an sich selbst, Care-Arbeit und Lohnarbeit zur Verfügung haben. Das Ganze ist nicht als strikte Regel zu betrachten, sondern als Kompass. Wichtig ist, dass alle Formen der Arbeit gleich viel Wertschätzung erfahren und bezahlte und unbezahlte Arbeit gerecht verteilt wird. Die einzelnen Arbeitsbereiche sollen dabei gänzlich anders und demokratischer organisiert sein, als dies heute der Fall ist. Gerade das macht es nötig, dass alle Menschen auch mehr Zeit zur Verfügung haben für politische Arbeit.

Die Frage, was produziert werden soll, ist vor allem durch demokratische Planung zu beantworten. Die Preise der Konsumgüter sollen der Garantie von guten Arbeitsbedingungen angepasst werden. Daneben soll ein gewisser Spielraum ausserhalb der Planung möglich sein, der private Innovationen erlaubt und die Selbstbestimmung über Tätigkeiten ermöglicht.

Der gemeinschaftliche Besitz von Produktionsmitteln soll in Zukunft die Regel sein, denn kollektiver Besitz gibt den Menschen tatsächlich die Macht über die Wirtschaft und damit über ihre Arbeitstätigkeit. Die gesamte Grundversorgung wie Wohnen, das Gesundheitswesen, Bildung, Nahrungsmittelproduktion und Care-Arbeit soll in den Service Public übergeführt werden. Ein bedeutender Teil der Produktion soll genossenschaftlich organisiert werden, also in Unternehmen, die den Arbeiter*innen gemeinsam gehören. Auf welcher Ebene die demokratische Planung und Kontrolle dabei stattfindet muss von Fall zu Fall entschieden werden. Ziel ist die demokratische Maxime, wonach alle Menschen das Recht haben mitzubestimmen, wenn sie von einer Entscheidung betroffen sind.

Neben Wirtschaftsbereichen, welche staatlich oder genossenschaftlich organisiert werden, sind auch kleine private Unternehmen möglich, welche ausserhalb des Planes produzieren. Dabei müssen aber Prinzipien der Wirtschaftsdemokratie jederzeit eingehalten werden und den Grundrichtlinien des Plans nicht widersprochen werden.

Neben diesen grundsätzlichen Änderungen - Planwirtschaft und gemeinsamer Besitz an Produktionsmitteln - braucht es zudem eine strikte Regulierung der Arbeitsbedingungen und der gesamten Wirtschaft.

Lohnarbeit zu leisten, soll dabei ein Recht sein, das allen Menschen zusteht. Diese Jobgarantie bedeutet aber nicht, dass Menschen zur Lohnarbeit gezwungen werden sollen. Im Gegenteil: Der heutige implizite Zwang zur Lohnarbeit soll durch ein grosszügiges Basiseinkommen aufgehoben werden, welches allen Menschen zusteht, die kein Lohneinkommen haben. Dazu zählen etwa Menschen, die andere Formen der Arbeit (z.B. Care-Arbeit) verrichten, sich nicht fähig sehen zu arbeiten oder eine Ausbildung verfolgen. Dieses Basiseinkommen soll in jener Höhe anzusetzen sein, dass die oben erwähnte “Vier-in-einem Perspektive” als Richtwert realisierbar ist. Damit soll einer Überbewertung von Lohnarbeit gegenüber den weiteren Arbeitstypen entgegengewirkt werden.

6. Forderungen

Zur Transformation hin zu einer sozialistischen Arbeitswelt stellt die JUSO folgende Forderungen für gute Arbeit für alle:

Starke Arbeitsrechte jetzt!

  • Recht auf Nichterreichbarkeit in der Freizeit
  • Verbot von obligatorischen Praktika vor der Lehre
  • Mindestentschädigung für Praktikant*innen und maximale Einsatzzeit von
    einem Jahr
  • Recht auf planbare Arbeitszeiten
  • Verbot von Arbeit auf Abruf ohne fixen monatlichen Minimallohn und
    garantierte Mindestarbeitszeit
  • Gesetzlich festgeschriebener Mindestanteil von unbefristeten
    Festanstellungen in jedem Unternehmen

Die Früchte der Arbeit den Arbeiter*innen!

  • Für einen monatlichen Mindestlohn von 5000 Franken
  • Mindestens 6 Wochen Ferien für alle
  • Maximale Lohnschere von 1:5 in allen Unternehmen
  • Maximale Kapitaleinkommensquote von 20% - - der Rest der ausbezahlten
    Einkommen muss an die Arbeiter*innen fliessen

Für echte Demokratie, Macht und Mitbestimmung für die 99%!

  • Private Unternehmen mit über 20 Mitarbeitenden müssen
    wirtschaftsdemokratisch organisiert sein, die Belegschaft bei AGs und
    GmbHs muss über mindestens 50% der Stimmen an Aktionärsversammlungen und
    Gesellschaftsversammlungen verfügen
  • Vorkaufsrecht für Mitarbeitende bei Unternehmensverkäufen
  • Uneingeschränktes Streikrecht

Für eine Aufwert ung der unbezahlten Arbeit und bedingungslose soziale Absicherung!

  • Umfassende Massnahmen für eine feministischere Gesellschaft zur
    gerechteren Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit (siehe feministische
    Positionspapiere der JUSO)
  • 25-Stunden-Woche bei gleichbleibendem Lohn
  • Recht auf Teilzeit für alle
  • Einführung einer Volkspension, die alle Formen der Arbeit absichert
  • Ausbau der staatlichen Unfallversicherung auf alle Berufe und auf psychische Krankheiten
  • Umfassende Jobgarantie
  • Garantiertes Basiseinkommen für alle, statt verschiedene
    Sozialversicherungen, die Menschen gegen unterschiedliche
    Einkommensausfälle versichern und zwischen denen Menschen hin und her
    geschoben werden
  • Recht auf kostenlose Aus- und Weiterbildungen
  • Sozialversicherungen in jedem Arbeitsverhältnis, auch für Arbeiter*innen
    der Plattformökonomie und Scheinselbstständige

Gegen Diskriminierung – in der Schweiz und überall!

  • Umkehr der Beweislast bei Lohndiskriminierung, regelmäßige Kontrollen
    durch eine unabhängige Behörde und Sanktionen bei Diskriminierungen
  • Lohntransparenz
  • Gleiche Rechte am gleichen Ort – Gleiche Arbeitsrechte für
    Migrant*innen
  • Mindeststandards bei Arbeitsbedingungen bei der Produktion von
    importierten Gütern

Fussnoten

(1) Vgl. Swissinfo 2021, URL: https://www.swissinfo.ch/ger/gender-bilanz-der-
pandemie--noch-eine-generation-laenger-bis-zur-gleichstellung-gender-gap-care-
arbeit-equal-pay-
frauen/46741028#:~:text=Care%2DArbeit%20in%20Zahlen,7%2C9%20Milliarden%20Stunden-
). (abgerufen am 02.01.2022).
(2) MARX, Karl, Lohn, Preis und Profit

(3) MARX Karl, Manuskripte aus dem Jahre 1844

(4) = Grundlage

(5) Dieses Papier verwendet hier und in der Folge bewusst den Begriff der
“Frauen” und verzichtet auf die Abkürzung FLINTA. Dies fusst in der
hegemonialen statistischen Blindheit gegenüber trans, inter, agender und non-
binären Menschen, was Aussagen über deren Unterdrückung im Themenfeld Arbeit
unsicher macht. Das Fehlen dieser statistischen Erfassung ist höchst
problematisch und zeigt wiederum die Vernachlässigung dieser Identitäten. Es
wäre jedoch auch problematisch ‘Frauen” mit FLINTA zu ersetzen, da unklar
ist, ob alle Identitäten in der gleichen Form diskriminiert werden. Dies wäre
eine vereinfachende und damit eine verfälschende Form des Inklusivität.

(6) Vgl. VPOD, https://vpod.ch/themen/gleichstellung/care-arbeit/ (abgerufen am
03.01.2022)

(7) FEDERICI Silvia, Caliban und die Hexe, 2014 (deutsche Übersetzung)

(8) Die Naturalisierung der Care-Arbeit bedeutet, dass man es für eine
angeborene Fähigkeit der Frauen hält, die Aufgaben der Care-Arbeit auszuüben,
ohne dass sie diese erlernen müssten, weil sie Teil der weiblichen Natur seien.

(9) Für weitere Ausführungen zu dieser Thematik verweisen wir euch auf das
Positionspapier zu Care-Arbeit, verabschiedet an der Jahresversammlung 2019.

(10) https://www.ebg.admin.ch/ebg/fr/home/themes/travail/egalite-
salariale/bases/chiffres-et-faits.html

(11) Vgl. BFS 2021, URL:
https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/arbeit-erwerb/loehne-
erwerbseinkommen-arbeitskosten/lohnniveau-schweiz/lohnunterschied.html

(abgerufen am 03.01,2022).

(12) Für weitere Ausführungen zu dieser Thematik verweisen wir euch auf das
Positionspapier „Stopp der Ausbeutung des Globalen Südens“, verabschiedet
an der Delegiertenversammlung vom 10. November 2019.

(13) Entgrenzung der Arbeit beschreibt die zunehmende Auflösung von zeitlichen,
räumlichen und sachlichen Strukturen der Erwerbsarbeit. Im engeren Sinne ist
damit oft die Auflösung von Grenzen zwischen Erwerbsarbeit und Privatleben
gemeint.

(14) https://www.sgb.ch/fileadmin/redaktion/docs/mk-
cp/200706/140d_DL_KS_Verteilungsbericht_2020.pdf

(15) Vgl. Laurie-Penny “Fleischmarkt” 2012, S. 8f.