Reiche besteuern – Klimakrise bekämpfen

18.02.2025

Resolution verabschiedet an der Jahresversammlung der JUSO Schweiz vom 15. Februar 2025 in Bern.

Im Januar 2025 legten Brände ganze Stadtteile von Los Angeles in Schutt und Asche. Die Bilder von lodernden Flammen, zerstörten Häusern und verzweifelten Menschen gingen um die Welt. Das Ausmass der Zerstörung schockierte – und doch ist es uns längst vertraut. Seit Jahren häufen sich Klimakatastrophen, sie werden immer extremer und treffen vor allem den sogenannten globalen Süden, der bereits jetzt und in Zukunft am härtesten betroffen sein wird. Dass die Bilder aus Los Angeles besonders grosse Aufmerksamkeit erhielten, liegt einzig daran, dass es sich um eine der symbolträchtigsten Städte eines der reichsten und mächtigsten Länder der Welt handelt.

Seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler*innen, Aktivist*innen und Umweltorganisationen eindringlich vor den Folgen der Klimakrise. Heute ist klar: Das Stadium der Dringlichkeit haben wir längst überschritten. Es geht nicht mehr darum, die Krise zu verhindern – sondern darum, ihr Ausmass zu begrenzen. Wir kämpfen um jedes Zehntelgrad weniger Erwärmung, um jedes Stück Zukunft. Mit anderen Worten: Es geht um unser Überleben.

Gleichzeitig rutschen Regierungen in den wohlhabenden Ländern – die historisch und gegenwärtig die Hauptverantwortung für die Klimakrise tragen – politisch immer weiter nach rechts. Die Hoffnung, dass sie den notwendigen gesellschaftlichen Wandel einleiten, wird von Tag zu Tag unrealistischer. Seit den ersten Berichten über die Erderhitzung in den 1960er Jahren haben Grosskonzerne und ihre politische Lobby, konsequent ihre wirtschaftlichen Interessen über den Schutz unseres Planeten gestellt – und alles deutet darauf hin, dass sie dies auch weiterhin tun werden. Es ist sinnlos, von den Eliten einen Kurswechsel zu erwarten. Es liegt an uns, zu handeln.

Die Klimakrise ist eine Klassenfrage

Der Kampf gegen die Klimakrise muss von unten geführt werden – denn die Krise kommt von oben. Sie ist das direkte Resultat eines Wirtschaftssystems, das auf kurzfristige Profitmaximierung für einige wenige und um jeden Preis ausgerichtet ist. Oft wird der

ökologische Fussabdruck als Summe individueller Entscheidungen dargestellt, um zu verschleiern, dass es die kapitalistischen Klassenverhältnisse sind, die die Klimakrise verursachen. So wie die Ultrarreichen die arbeitende Bevölkerung ausbeuten, beuten sie auch die natürlichen Ressourcen aus. So haben sie ihren Reichtum angehäuft – und gleichzeitig die Krise geschaffen, mit der wir heute konfrontiert sind.

Der sichtbarste Ausdruck dieser Zerstörung ist der Luxuskonsum der Überreichen. Die 50 wohlhabendsten Milliardär*innen der Welt verursachen allein durch ihre Yachtfahrten jährlich (?) mehr CO2-Emissionen, als eine durchschnittliche Person in 860 Jahren ausstossen würde[1]. Auch in der Schweiz ist die Ungleichheit drastisch: Der Milliardär Ernesto Bertarelli verursacht jährlich über 10’000 Tonnen CO2[2], während eine einkommensschwache Person in der Schweiz bei neun Tonnen liegt[3]. Doch die Hauptquelle der Emissionen der Superreichen sind nicht ihre Yachten oder Privatjets, zwischen 85% und 95% ihrer CO2-Emissionen stammt aus ihren Investitionen[4], mit welchen sie weiter Profite machen und die Klimakrise befeuern.

Die Verantwortungslücke zwischen einer normalen Person und den Ultrareichen ist gigantisch. Die Klimakrise ist damit eine Klassenfrage: Diejenigen, die von der Krise profitieren, werden sie nicht freiwillig beenden. Es liegt an uns, der breiten Bevölkerung, unsere Interessen zu verteidigen und den notwendigen Systemwechsel zu vollziehen.

Die Initiative für eine Zukunft

Ein grundlegender Umbau der Wirtschaft ist nur möglich, wenn die Systemverantwortung der Überreichen anerkannt wird – und der auf Kosten der Gesellschaft angehäufte Reichtum dorthin zurückfliesst, wo er hergekommen ist und gebraucht wird. Genau das fordert die Initiative für eine Zukunft. Sie sieht eine Erbschafts- und Schenkungssteuer von 50 Prozent vor – mit einem Freibetrag von 50 Millionen Franken. Damit trifft die Steuer gezielt die Überreichen, gerade einmal 2000 Personen in der gesamten Schweiz.

Die Einnahmen aus dieser Zukunftssteuer sollen sozial gerechte Klimaschutzmassnahmen finanzieren – in den Bereichen Arbeit, Wohnen und öffentliche Dienstleistungen, die im Zuge der Klimakrise immer wichtiger werden.

Kein Wunder, dass die Reichenlobby bereits Alarm schlägt. Sie mobilisiert all ihre Mittel, um die Initiative zu verhindern – ein klares Zeichen dafür, dass sie ein wirksames und sinnvolles Instrument zur Rückverteilung und zur Bekämpfung der Klimakrise wäre. Jetzt liegt es an uns, uns zu organisieren, für diese Initiative zu kämpfen und ein klares Zeichen zu senden: Wir brauchen eine andere Klimapolitik, die nicht im Interesse der Überreichen diktiert wird, sondern unser Überleben und das unseres Planeten sichert.

Die Krise ist da. Wir können sie nicht ignorieren. Doch wir haben eine Wahl: Resignieren oder kämpfen. Wir entscheiden uns für den Kampf.


[1] https://www.oxfam.org/fr/communiques-presse/les-milliardaires-emettent-plus-de-carbone-en-90-minutes-quune-personne-dans-la

[2] https://theconversation.com/private-planes-mansions-and-superyachts-what-gives-billionaires-like-musk-and-abramovich-such-a-massive-carbon-footprint-152514

[3] https://www.tagesanzeiger.ch/oekologisches-ungleichgewicht-so-stark-belasten-die-superreichen-schweizer-die-umwelt-450927271704

[4] 6CHANCEL Lucas und REHM Yannic, The Carbon Footprint of Capital: Evidence from France, Germany and the US based on Distributional Environmental Accounts (Der CO2-Fußabdruck von Kapital: Belege aus Frankreich, Deutschland und den USA auf der Grundlage von Verteilungsrechnungen), Dezember 2023, S.35.