Politiker_innen von links bis rechts haben sich den Kampf gegen randalierende Sportfans auf die Fahnen geschrieben. Mit unverhältnismässigen Forderungen versuchen sie sich im Spiel um die repressivste Massnahme gegen Gewalt an Sportveranstaltungen zu übertrumpfen. Das Hooligan-Konkordat ist Folge dieses Spiels: Es versprach das Heilmittel gegen Hooliganismus zu werden – zwei Jahre nach Inkrafttreten soll es nun schon wieder verschärft werden. Die Frage, ob die Realität massive Verschärfungen rechtfertigt oder ob der Gewalt rund um Sportveranstaltungen nicht anders entgegengetreten werden kann als mit einer Stigmatisierung zahlreicher, meist junger Fans, bleibt unbeantwortet.
Fernab einer sinnvollen Problemlösung wird an den Jugendlichen erneut ein Exempel statuiert – auch wenn dafür Grundrechte mit den Füssen getreten werden. Sportfans eignen sich als Versuchsfeld, um neue Gesetze, die die Bewegungsfreiheit einschränken, auszuprobieren. Denn der Kampf gegen randalierende Sportfans stösst auf breite öffentliche Zustimmung, ohne dass Massnahmen kritisch hinterfragt werden. Mit dem Konkordat werden beispielsweise Spiele der höchsten Liga bewilligungspflichtig, andere Spiele können zu bewilligungspflichtigen Spielen erklärt werden. Damit sind Auflagen an die Klubs und Fanszene verbunden, die alle Zuschauerinnen und Zuschauer betreffen.
Dass diese Auflagen nicht nur willkürlich und unverhältnismässig sind, sondern auch von einem Klassencharakter zeugen, zeigt die erste Auflage, die die Konferenz der schweizerischen Polizei- und Sicherheitsdirektoren vorschlägt: eine Einschränkung des Alkoholausschanks an Sportveranstaltungen. Während nur noch Leichtbiere bis maximal 3% erlaubt sein sollen, wird an Hochrisikospielen den Fans zweiter Klasse das Halbzeitbier zu ihrer Bratwurst verboten. Für die Zuschauer_innen in den VIP-Lounge gilt dieses Verbot natürlich nicht: dort soll Champagner weiterhin in rauen Mengen fliessen dürfen.
Dagegen braucht es linken Widerstand, der nicht in den Wettkampf der Repression einsteigt, sondern mit Einbezug der Betroffenen vernünftige und verhältnismässige Lösungen erarbeitet. Wir können nicht akzeptieren, dass Menschen, die ihre Freizeit gerne in Sportstadien verbringen, derart in ihrer Bewegungsfreiheit und in ihren Grundrechten eingeschränkt werden.
Die JUSO Schweiz fordert deshalb:
- Ein deutliches Nein der SP Schweiz zum repressiven und unverhältnismässigen Hooligan-Konkordat
- Das Engagement der SP-PolizeidirektorInnen gegen unverhältnismässige Auflagen und Massnahmen
- Verstärkter Dialog zwischen Fans und Staat für eine vielfältige, friedliche und lebendige Fankultur