Trump und US-Imperialismus

08.09.2025

Resolution verabschiedet an der Delegiertenversammlung der JUSO Schweiz vom 07.09.2025 in Baden (AG)


Trumps erneute Wahl zum US-Präsidenten war kein politischer Ausrutscher, sondern Ausdruck dafür, wie tief die Krise des globalen Kapitalismus greift. Seine Politik steht für offenen Rassismus, patriarchale Gewaltverhältnisse, ökonomischen Chauvinismus und imperiale Aggression. Was oft als Ausnahmeerscheinung dargestellt wird, ist in Wirklichkeit die radikalisierte Form eines seit langem bestehenden Systems: des US-Imperialismus. Dieser ist keine Fehlentwicklung, sondern ein historisch gewachsenes Machtprojekt. Seit dem späten 19. Jahrhundert sichern sich die Vereinigten Staaten globalen Einfluss, indem sie wirtschaftliche Interessen mit militärischer Gewalt, politischem Druck und Abhängigkeiten durchsetzen.[1]

Trump hat diese imperiale Logik nicht erfunden, sondern lediglich offengelegt und zugespitzt. Sein Rückzug aus multilateralen Abkommen wie dem Pariser Klimaabkommen, die offene Parteinahme für autoritäre Regime und die Demontage internationaler Organisationen wie der WHO oder der ILO sind Ausdruck eines autoritären Internationalismus.[3]

Dasselbe Muster zeigt sich im militärischen Bereich. Trump inszeniert die USA als Friedensstifterin, während er in Wahrheit die Drohkulisse militärischer Macht instrumentalisiert, um Verbündete zu disziplinieren und Gegner*innen einzuschüchtern. Ob durch Druck auf die NATO-Partner*innen, höhere Rüstungsausgaben zu übernehmen, durch Waffenlieferungen in autoritäre Staaten oder durch seine Rolle in Verhandlungen: Was als Friedenspolitik verkauft wird, ist nichts anderes als Machtpolitik in neuer Verpackung. Ausgerechnet jene Macht, die Kriege entfacht, Sanktionen verschärft und die globale Wirtschaftsordnung nach ihren Interessen zurechtstutzt, präsentiert sich als Garantin von Stabilität und Ordnung. Kooperationen mit anderen Grossmächten sind dabei kein Widerspruch, sondern Bestandteil des imperialen Projekts. Hier geht es nicht einfach um Zusammenarbeit, sondern um die Einbindung anderer Zentren in eine US-zentrierte Weltordnung.

Diese Entwicklungen sind Ausdruck des Imperialismus des globalen Nordens. Der Lebensstandard in den USA und Europa basiert auf der systematischen Auslagerung sozialer und ökologischer Kosten in den globalen Süden. Planetare Ressourcen werden ausgebeutet, um Profite zu generieren, unabhängig von ökologischen Zerstörungen oder kolonialen Kontinuitäten.[6]

Für die JUSO ist klar: Trump ist nicht nur ein Problem der USA – er ist Ausdruck eines weltweiten autoritären Kapitalismus, gegen den wir uns auch hier zur Wehr setzen müssen.

Deshalb fordern wir:

  • Das Ende aller wirtschaftlichen Kooperationen mit den USA: Die Schweiz darf keine staatlich unterstützten Projekte oder Abkommen mit den USA fördern, die gezielt den US-Handels- oder Machtinteressen dienen.
  • Das Ende aller militärischen Kooperationen mit den USA: Keine Teilnahme an gemeinsamen Militärübungen, kein Kauf von Rüstungsgütern und keine direkte Unterstützung von US-geführten Militäroperationen
  • Gezielte Sanktionen gegen die USA: Einschränkungen bei Exporten strategischer Güter (Rüstung, Dual-Use-Technologien) und im Finanzsektor für US-Konzerne, solange die USA aggressive Handelspolitik oder Völkerrechtsverletzungen betreiben
  • Enteignung von Rohstoffkonzernen wie Glencore und die demokratische Kontrolle über Ressourcen
  • Umbau des Schweizer Finanzplatzes: Wirksame Massnahmen gegen Steuerflucht, Geldwäsche und Kapitalflucht; Aufbau öffentlicher, demokratisch kontrollierter Finanzinstitutionen
  • Eine umfassende Aufarbeitung und politische Bildung über die Verstrickung der Schweiz in koloniale und imperialistische Machtverhältnisse

[1] Wikipedia (2025): US imperialism. In: Wikipedia. Verfügbar unter: https://en.wikipedia.org/wiki/US_imperialism

[2] ohn Bellamy Foster: The U.S. Ruling Class and the Trump Regime, Monthly Review, April 2025, über die Verschränkung von Kapitaloligarchie und Staatsgewalt im Kontext von Trumps Rückkehr. Monthly Review | The U.S. Ruling Class and the Trump Regime

[3] Executive Order 14162, Trump-Administration, Anordnung vom 20. Januar 2025 zum Austritt aus dem Pariser Klimaabkommen. Executive Order 14162 - Wikipedia

[4] Analyse zur Demontage internationaler Institutionen durch Trump-Administration, u. a. Rückzug aus WHO, beschrieben als "autoritäre Form des Internationalismus". https://en.internationalism.org/content/17623/trump-20-new-steps-capitalist-chaos

[5] Hoffman, A. (2025): 39% Tariff on Swiss Imports, Including Watches, Is Now In Effect. Hodinkee, 7. August 2025. Verfügbar unter: https://www.hodinkee.com/articles/39-tariff-on-swiss-imports-including-watches-is-now-in-effect

[6] Trump 2.0: An Inflection Point for Global Capitalism? (C. P. Chandrasekhar).

[7] Analyse zu kolonialen Kontinuitäten und der Rolle des Schweizer Finanzplatzes als Profiteur globaler Ungleichheit. How Switzerland profited from colonialism - SWI swissinfo.ch