Offener Brief: Betroffene vor Till Lindemann schützen!

Offener Brief von JUSO & campax:

Betroffene vor Till Lindemann schützen!

Sehr geehrter Herr Huber, Herr Kramer, Herr Rosa, Herr Wyss und Herr Stadler

Gegen Till Lindemann, den Frontsänger von Rammstein, stehen seit einigen Tagen erhebliche Vorwürfe bezüglich sexualisierter Gewalt im Raum. Verschiedene Frauen haben sich zu erlebten Übergriffen geäussert, die jeweils während und nach Rammsteinkonzerten stattgefunden haben. Die unabhängigen Berichte der Betroffenen decken sich zu grossen Teilen und weisen damit eine klare Systematik auf. Mittlerweile ist auch Videobeweismaterial aufgetaucht. Die Band und Till Lindemann selbst streiten bisher alle Vorwürfe vehement ab.

Nun sollen am 17. und 18. Juni im Wankdorfstadion in Bern gleich zwei Rammsteinkonzerte stattfinden. Sie, die Gadget abc Entertainment Group, sind für die Durchführung dieser verantwortlich, haben sich aber noch nicht konkret zu den Vorwürfen gegen Till Lindemann positioniert.

Sie stehen laut eigenen Angaben “für Toleranz, Akzeptanz und Vielfalt” und alles, was Sie tun würden, “basiere auf sozialer Verantwortung und Fairness”, wie Ihrem Leitbild zu entnehmen ist. Wir sehen Sie in der Pflicht, öffentlich über das Vorgehen Ihrerseits zu informieren. Denn was Sie unter sozialer Verantwortung verstehen, würde beim Ausbleiben einer öffentlichen Stellungsnahme grosse Fragen hinterlassen.

Wir fordern Sie, die Gadget abc Entertainment Group AG also auf, bis am Mittwoch, 07. Juni um 17.00 eine schriftliche Stellungnahme zu veröffentlichen, in welcher Sie unter anderem folgende Fragen beantworten:

  1. Wie positionieren Sie sich zu den glaubwürdig geäusserten Vorwürfen gegenüber dem Lead-Sänger von Rammstein, Till Lindemann?
  2. Wie kann der Schutz der Teilnehmenden vor sexualisierter Gewalt, u.a. ausgehend von den Mitgliedern der Band, am und nach dem Konzert gewährleistet werden?
  3. Werden Pre- und Afterparties, welche mehrmals als Tatort genannt wurden, in der aktuellen Situation aktiv unterbunden?
  4. Wird die Einrichtung einer “Row Zero” aktiv unterbunden?
  5. Wie geht Gadget abc Entertainment Group mit ähnlichen Fällen um? Gibt es diesbezüglich interne Leitfäden?
  6. Wann und wo setzen Sie als Veranstalter eine rote Linie bezüglich Tragbarkeit von Künstler*innen und sind diese öffentlich ersichtlich?
  7. Schaffen Sie die Möglichkeit für Besucher*innen, ihre Tickets für das Rammsteinkonzert zurückzugeben und dafür eine volle Rückerstattung zu erhalten?
  8. Inwiefern wird die Absage der Konzerte in Betracht gezogen, wenn die Durchführung nicht vertretbar und Sicherheit für die Teilnehmenden nicht gewährleistet werden kann?

Für eine zeitgerechte Beantwortung der Fragen danken wir recht herzlich.

Mit freundlichen Grüssen

Nicola Siegrist Mirjam Hostetmann Jenny Buchli

Präsident JUSO Schweiz Vizepräsidentin JUSO Schweiz Campaigner*in Campax