Offener Brief an Ignazio Cassis und das Eidgenössische Amt für auswärtige Angelegenheiten

06.10.2020 - Mia Jenni

Am 25. September 2020 nahm die türkische Regierung 82 Aktivist:innen, Politiker:innen und Akademiker:innen fest. Unter ihnen befindet sich auch Cihan Erdal. Cihan ist ein 32-jähriger PhD-Kandidat der Carleton University in Kanada, der sich aufgrund von Feldforschung für seine Doktorarbeit über Jugendbewegungen in Europa in der Türkei befand und dabei auch noch seine Familie besuchte.
Cihan ist ein LGBTQIA+-Aktivist und war Teil der Jungpartei der drittgrössten Partei der Türkei, der HDP (People’s Democratic Party).Er engagiert sich auch als Freiwilliger bei der kleinen internationalen Jugendorganisation NOW, die als Verein in der Schweiz organisiert ist.

Die Festnahme steht laut seinem Anwalt im Zusammenhang mit einem Social Media Post seiner Partei. Darin rief sie dazu auf, an Protesten im Oktober 2014 mitzumachen, nach einem Exekutivkomitee Meeting am 6. Oktober 2014. Cihan, obwohl er zu dieser Zeit Teil des Komitees war, hatte keine Kenntnis dieser Tweets.
Dies ist eine absolut unzureichende Begründung für eine solche Festnahme, die auch ein Licht auf die weiteren 81 Festnahmen wirft. Hinter den fadenscheinigen Begründungen der türkischen Regierung lassen sich klar despotisch motiviertes Eingreifen in die Freiheit der türkischen Bevölkerung feststellen.

Global formiert sich nun Widerstand gegen diese willkürlichen Festnahmen. Besonders im Falle Cihan Erdals findet sich ein offener Brief und Call-to-Actions, die um die Freilassung bitte. Hier finden Sie den offenen Brief mit namhaften Unterzeichnenden und hier einen Überblick über den internationalen Aufruf zur Freilassung.

Wir Unterzeichnenden fordern Sie dazu auf Ihre Rolle als Teil der Internationalen Gesellschaft wahrzunehmen. Bitte treten Sie mit der türkischen Regierung in Kontakt und verhandeln Sie über die Freilassung und das sichere Geleit von Cihan Erdal und den weiteren grundlos festgenommenen Menschen. Es ist inakzeptabel, dass Menschen aufgrund ihrer legalen und freien Meinungsäusserung ihrer Freiheit beraubt werden.

Bereits 98 Unterzeichner*innen.